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25.

Mar 2014

~nia

Riding Drag

Ein über 50-jähriger Chinese (in Amerika geboren) trifft im Wilden Westen auf ein etwa halb so alte Hure. Als er ihr in einer brenzligen Situation hilft, revanchiert sie sich später mit einem gekonnten Blowjob. Dabei bemerkt Woo, Protagonist, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, dass es sich bei der Hure überhaupt nicht um eine junge Frau, sondern um einen jungen Mann in Frauenkleidern handelt. Als wäre das nicht schon verrückt genug, ist der junge Mann, nennen wir ihn S., ziemlich begeistert dabei, seinen Körper gegen Geld feilzubieten. Schließlich bieten Frauenkleider einem Mann, der im frühen 19. Jahrhundert gerne von Männern beschlafen gevögelt wird, die perfekte Tarnung. Woo, der sein Auskommen durch den Verkauf von echter und falscher Medizin sowie dem ein oder anderen gelungen Kartenspiel findet, ist einfach nur fasziniert von diesem Geschöpf. Beide landen zusammen in Monterrey und finden dort über gegenseitige Unterstützung, den Kauf von Kleidern und Sex immer wieder zueinander. Obwohl nur wenige Tage vergehen, reift eine zarte, doch innige Beziehung zwischen diesen beiden eher einsamen Seelen heran. Dabei kennen sie noch nicht mal den richtigen Namen voneinander, noch sehen sie eine gemeinsame Zukunft in dieser rauen Zeit und noch raueren Gegend. Hinzu kommt, dass Woo sich überhaupt noch nie für einen Mann interessiert hat. Doch für alles, selbst Liebe, gibt es ein erstes Mal...

Ich habe mich von der ersten Zeile an in diese leicht verrückte Geschichte verliebt und muss immer noch ein glückliches Grinsen unterdrücken, wenn ich nur über Riding Drag nachdenke. Es ist eine absolut grandiose kleine Geschichte, die shukyou Ladysisyphus da geschrieben hat. Lustig und melancholisch zugleich, bietet Riding Drag ordentliche Derbheit, aber auch wunderbar innige und zarte Szenen. Woo und S. sind, sieht man mal von ihrer Schlitzohrigkeit und ihrer Findigkeit, was das Verwenden von Namen oder Sprachen betrifft, ab, zwei ziemlich einsame Gestalten. Zusammen sind sie aber auch sehr lustig und einfach gut füreinander. Deshalb wünscht man ihnen als Leser ziemlich schnell, dass sie endlich mal mehr als nur ein gutes Auskommen am Ende des Tages haben werden und die aufkommende Zuneigung zueinander zulassen.

Riding Drag war eine spontane Entdeckung. Über einen Blog, der gleich mehrere Werke von shukyou Ladysisyphus gut bewertet hat, bin auf den Namen der Autorin gestoßen. Falls ihr euch über den seltsamen Autorennamen wundert: Neugierig geworden, habe ich zuerst den gefundenen Namen shukyou gegoogelt und sie unter diesem Namen auch auf Goodreads gefunden. Ihre Geschichten waren dann aber am besten im Archive of Our Own unter dem Namen Ladysisyphus zu finden (dort muss man nicht am PC lesen und kann sich alles Geschichten runterladen). Eigentlich wollte ich dort nur mal kurz über ihre Geschichten drüber gucken, bin dann aber sofort an dem ersten Satz von Riding Drag hängen geblieben. Und nachdem ich einmal angefangen hatte zu lesen, musste ich auch wissen, wie es mit Woo und S. ausgeht.

Riding Drag ist mit kanpp 50 Seiten ein ganz wunderbares kleines Werk gewesen. Nicht nur der Humor und die spritzigen Dialoge konnten mich begeistern. Auch die Tatsache, dass Woo über alle Geschlechtergrenzen hinweg seiner Zuneigung für den jüngeren S. nachgibt, fand ich großartig. Die Botschaft geht aber noch tiefer. Es geht nicht nur um freie Liebe und Toleranz, die Geschichte ist auch ein Aufruf gegen Diskriminierung und Rassismus - Botschaften, die nie genug Aufmerksamkeit bekommen können. Für mich ist diese Geschichte deshalb ein kleines Juwel gewesen, dass ich sicher noch oft lesen werde.

Fazit: Eine kurze, aber innige und ungewöhnliche Geschichte, die dem Denken in gewohnten Bahnen bricht. Doch wenn sich zwei Menschen über ihr Alter, ihre Rasse und ihr Geschlecht hinweg ineinander verlieben, dann ist das trotzdem einfach schön zu lesen. Absolut empfehlenswert.

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