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16.

Feb 2014

~nia

Widdershins

Dezember 1897. Dr. Percival Endicott Whyborne (Whyborne) ist ein Sprachgenie. Er spricht dreizehn Sprachen, kann noch mehr lesen oder entziffern und arbeitet somit völlig zu Recht am Nathaniel R. Ladysmith Museum, dem historischen Museum der neuenglischen Stadt Widdershins. Genau den Mann, den Griffin Flaherty (Griffin) braucht, um ein geheimnisvolles altes Buch zu übersetzen, welches die letzte Sendung eines Mordopfers an seinen Vater war. Der Ex-Pinkerton ist relativ frisch nach Widdershins gezogen und arbeitet nun als eigenständiger Privatdetektiv.
Beide Männer sind auf den ersten Blick voneinander fasziniert. Whyborne, den Schuldgefühle und Schüchternheit dazu bringen, jegliche zwischenmenschlichen Kontakte auf ein Minimum zu beschränken, hat nicht mit der Hartnäckigkeit von Griffin gerechnet. Dieser spannt ihn in seine Mordermittlungen ein und so kommen sich die beiden zwangsläufig näher. Als das Museum bestohlen wird, unheimliche Wesen im Museum auftauchen und ein Nachtwächter ermordet wird, wird deutlich, dass eine okkulte Bruderschaft hinter einem ägyptischen Artefakt her ist. Zu dumm nur, dass der Museumsdirektor und die Geldgeber gerade eine Abendgala mit feierlicher Enthüllung einer Mumie geplant haben.
Was Whyborne und Griffin nicht wissen: Zum einen ist das Buch der Schlüssel, um die okkulten Vorkommnisse zu begreifen und die Bruderschaft aufzuhalten, zum anderen würden sie perfekt zusammenpassen, wenn sie es denn zuließen...

Obwohl ich vorab schon gute Rezensionen zu Widdershins gelesen habe, hat mich das Buch von Jordan L. Hawk dennoch schier umgeworfen. Aus der Perspektive von Whyborne erzählt, erleben wir nicht nur eine paranormale Ermittlung, die sich schnell als etwas größeres als ein 'einfacher' Mord herausstellt. Zusätzlich darf der Leser Whyborne dabei verfolgen, wie er und Griffin sich langsam annähern. Von einer zarten Freundschaft, zum eingestehen erster Gefühle bis hin zu einer richtigen Liebesgeschichte reicht die Bandbreite und lässt einen beim Lesen vor Wonne dahinschmelzen. Überhaupt die Charaktere, die sind Jordan L. Hawk einfach großartig geraten:
Whyborne ist ein Schatz von einem Mann und ich habe mich auf Anhieb in ihn verliebt. Er ist schlau, scharfsinnig und liebenswert, dabei aber auch extrem unsicher und von schrecklichen Schuldgefühlen geplagt. Hier will ich jetzt nichts verraten. Es ist jedoch absolut nachvollziehbar, warum ihn die Ereignisse seiner Vergangenheit zu dem Mann haben werden lassen, der er ist. Ja, manchmal windet man sich, weil er sich selbst so geringschätzt und dementsprechend duckmäuserisch handelt. Doch wenn es drauf ankommt, ist er tapfer und tollkühn.
Griffin lernen wir aus Whybornes Blickwinkel kennen, weshalb er sich etwas langsamer in das Herz des Lesers schleicht. Doch sein Charme und seine humorvolle Ader sind von Beginn an sichtbar. Zunächst weiß man nicht, wie er zu Whyborne steht, doch spätestens als er seinen neuen Freund mit mein Lieber (my dear) anredet, war ich verloren. Gerade in dieser Zeit ist diese Anrede (ohne Namenszusatz) zwischen zwei Männern doch ungewöhnlich. Auch Griffin hat mit den Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen und so macht es ihre aufkeimende Beziehung noch mal spezieller.

Da sich Whybornes und Griffins Beziehung in Widdershins langsam entwickelt, dauert es, bis es zu ersten Liebesszenen zwischen ihnen kommt. Doch diese Wartezeit lohnt sich doppelt und dreifach, da die Szenen zwischen ihnen wunderbar, sexy und innig sind. Natürlich geht nicht einfach alles glatt zwischen den beiden Protagonisten, doch dieses Drama war meiner Meinung passend und sogar notwendig, um ihre tiefere Beziehung auf ein stabileres Fundament zu stellen. Außerdem verflechten sich der persönliche und der paranormale Handlungsstrang zum Ende hin zu einem furiosen Finale. Hier war ich ganz besonders begeistert von dem viktorianischen Setting - ich stehe ja total auf okkultistische Vereinigungen, deren Männer (und Frauen) aus dem Ruder laufen.

Ich bin immer noch froh, dass ich Widdershins von Jordan L. Hawk endlich gelesen habe, nachdem ich es schon vor längerer Zeit aufgrund des tollen Covers und einer überzeugenden Rezension gekauft hatte. Es war ein perfektes Leseerlebnis und ich kann es gar nicht abwarten, mehr über Whyborne und Griffin zu erfahren. Allerdings sollte man sich auch nicht zu doll beeilen, weil der vierte Band der Reihe erst im Mai 2014 erscheinen soll. In jedem Fall ist die Whyborne & Griffin-Serie für alle Freunde historischer und paranormaler Geschichten zu empfehlen. Wenn man dann auch noch ein Faible für Romanzen zwischen Männern hat, kann man mit Widdershins nichts verkehrt machen.

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