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23.

Feb 2014

~ND

Donners of the Dead

Sierra Nevada, 1851: Die 18-jährige Eve weiß nicht so recht, was sie von ihrem Leben erwarten kann. Sie ist die Tochter einer weißen Siedlerin und eines Paiute Indianers und obwohl kaum jemand diese Verbindung verstehen kann, ist ihre Familie doch sehr glücklich miteinander. Zumindest bis Eves Vater spurlos verschwindet und alle das Schlimmste befürchten. Ihre Mutter ist am Boden zerstört, hört auf zu sprechen und ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Es bleibt den beiden nichts anderes übrig, als zu Eves Onkel Pat und dessen Familie zu ziehen. Doch dort ist Eve nicht viel mehr als eine Arbeitskraft. Sie ist weder weiß, noch eine echte Paiute und gehört somit nirgendwo so richtig dazu. Der Einzige, der sie wie einen gleichwertigen Menschen behandelt ist ihr Avery. Eigentlich ist er ihr bester Freund, doch in letzter Zeit befürchtet sie, dass sie mehr für ihn zu empfindet.
Doch Eve weiß, dass daraus nichts werden kann. Sie ist mittellos, ohne echtes Zuhause und ihrem Onkel mehr oder weniger ausgeliefert. Als der nämlich eine Möglichkeit sieht, Geld mit ihr zu machen, schlägt er sofort zu. Denn eine Gruppe von Fremden ist an Eves Fähigkeiten als Fährtensucherin interessiert. Die Männer sind auf der Suche nach Überlebenden der Donner Party, einer Gruppe von Siedlern, die vor ein paar Jahren in der Sierra Nevada verschollen ist. Eve - oder viel mehr ihr Onkel - soll für ihre Dienste reich entlohnt werden und so schließen sich Eve und Avery, der auf Eve unter all diesen Männern aufpassen soll, der Expedition an und reiten in die Berge.
Doch irgendetwas lauert in den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada. Merkwürdige Kreaturen, die mehr Monster als Mensch sind treiben ihr Unwesen. Als nach und nach immer mehr Mitglieder von Eves Reisegruppe diesen Wesen zum Opfer fallen, wird ihr bald klar, dass ihre einzige Chance zu überleben in Jake McGraw liegt. Doch kann sie dem mysteriösen, ehemaligen Texas Ranger vertrauen, der sie aus irgendeinem Grund zu hassen scheint und jede Menge eigene Geheimnisse hat?

Wie so viele von Karina Halles Büchern, basiert auch Donners of the Dead auf einer wahren Begebenheit. Die Donner Party ist tatsächlich Mitte des 19. Jahrhunderts in der Sierra Nevada verschollen und musste dort schreckliche Dinge durchleiden, um zu überleben. Hunger und Morde trieben einige der Teilnehmer sogar zu Kannibalismus. Diesen Ansatz hat Karina Halle für ihren historischen Horror-Roman genutzt. Und das mit Erfolg, denn die Geschichte um Eve, Jake, Avery und die anderen Reisenden ist wirklich sehr spannend geworden und lässt sich gut mit den geschichtlichen Hintergründen vereinbaren.
Wie gesagt weiß nicht so richtig, wo sie hingehört. Sie ist nicht weiß, aber auch keine echte Indianerin. Sie ist keine Lady, wird aber mangels Alternative oft wie eine behandelt. Eve fühlt sich verloren und will nichts anderes, als ein echtes Zuhause zu finden. Ich fand sie von Anfang an extrem sympathisch, gerade weil sie so viele Gegenstücke in sich vereint, und sie gibt eine prima Protagonistin ab. Doch auch viele der anderen Charaktere sind auf ihre Weise interessant. Avery ist ein richtig netter Kerl und der Einzige, der Eve wirklich anständig behandelt. Er sorgt für allerlei widersprüchliche Gefühle bei Eve, die durch ihre Isolation und die Epoche in manchen Dingen noch sehr naiv ist. Die Männer rund um den Anführer Tim, die Eve anheuern, sind alles andere als durchschaubar. Jeder hat seine ganz eigenen Gründe und Pläne für diese Reise und nicht allen von ihnen ist zu trauen. Karina Halle hat dabei immer die Spannung hochgehalten und bis zum Ende kaum durchblicken lassen, wer hier eigentlich was im Schilde führt. Und dann ist da noch Jake. Auch er hat so seine Geheimnisse und am Anfang fand ich ihn noch nicht mal sonderlich sympathisch. Er ist grob, unhöflich und frech. Doch irgendwas hat er, das einen sofort neugierig macht. Und je näher man ihn im Laufe der Geschichte kennenlernt, umso interessanter wird er. Am Ende mochte ich ihn mindestens genau so gern wie Eve.

Aber sicher das Spannendste an der Geschichte, sind die Monster, die Eve und ihren Gefährten auf der Spur sind. Karina Halle kombiniert hier geschickt die Geschichte der Donners Party mit der Legende des Wendigo, die bei vielen Indianervölkern verbreitet ist. Dank ihnen macht Eve einige wirklich grauenhafte Entdeckungen und, wie von dieser Autorin nicht anders zu erwarten, gibt es jede Menge gruselige und spannende Szenen, sowie Wendungen, mit denen absolut nicht zu rechnen war. Doch wie bei den meisten ihren Büchern, macht es auch bei Donners of the Dead die Mischung. Es gibt einige wirklich lustige, aber auch mal romantische Szenen, um die oft sehr schaurigen Entwicklungen nicht zu übermächtig werden zu lassen.

Einzig der finale Showdown hätte in Donners of the Dead von Karina Halle etwas länger sein können. Hier geht alles doch recht schnell und man hätte die Möglichkeiten doch noch ein wenig besser nutzen können. Ansonsten hat mich Karina Halle mit Donners of the Dead mal wieder vollkommen überzeugt. Es ist spannend, gruselig und durch den realistischen, historischen Hintergrund umso angsteinflößender. Die Geschichte ist sicher mal was anderes, aber wer dem Buch eine Chance gibt, wird sicher nicht enttäuscht.

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