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29.

Jul 2013

~ND

Deeper

Die 19-jährige Rain fängt gerade ihren neuen Sommerjob in einem großen Wasserpark in Kalifornien an. Sie ist der jüngste Supervisor im Team und hat genaue Vorstellungen, wie sie es leiten will. Sie duldet keine Regelverstöße und Sicherheit geht immer vor. Unter ihrer Aufsicht stirbt niemand und sie erwartet von allen Mitarbeitern stets vollen Einsatz. Nicht bei allen Kollegen stößt sie damit allerdings auf große Gegenliebe.
Vor allem bei Knight eckt sie von Anfang an an. Er arbeitet bereits seit vielen Jahren im Wasserpark und sieht überhaupt nicht, wieso er den Job nicht alleine machen kann. Er braucht keinen Kontrollfreak wie Rain, der ihm sagt, wie er sein Team zu führen hat.
Doch ob sie wollen oder nicht, die beiden müssen lernen zusammen zu arbeiten – und irgendwie, die sexuelle Spannung, die von Anfang an zwischen ihnen herrscht, zu ignorieren. Denn Rain hat sich selbst ein Versprechen gegeben: Keinen Sex und sie darf sich auf keinen Fall verlieben. Das hat sie nicht verdient, nachdem ihr Freund William letzten Sommer wegen ihr gestorben ist. Daher rührt auch ihr Drang, immer für die Sicherheit aller zu sorgen, ohne Rücksicht auf ihre eigene. Doch Knight kann nicht tatenlos zusehen, wie sich das Mädchen, in das er sich langsam aber sicher verliebt, selbst aufgibt.

Schon kurze Zeit, nachdem ich mit Deeper von Blue Ashcroft angefangen habe, war ich mir ziemlich sicher, dass ich mit diesem Buch und seiner Heldin nicht warm werden würde. Gleich auf der ersten Seite z.B. sagt Rain, "I’m tired of [...] listening to the endless teen conversations that I outgrew last summer. Now I think of deeper things, like how far the ocean goes, and whether stars are alive [...]." Jepp, das ist wirklich tiefgründig. Und so geht es das ganze Buch weiter. Rain nimmt sich und ihren Job unglaublich wichtig und auch wenn es selbstverständlich ist, dass der Job als Bademeister sehr wichtig ist, tut sie gerade so, als herrsche Krieg und sie sei eine Bombenentschärferin (vielleicht erinnert sich der ein oder andere an die How I Met Your Mother Folge mit James Van Der Beek als selbstgefälliger, wichtigtuerischer Bademeister - an ihn hat mich Rain manchmal erinnert ;). Ich verstehe, dass das Trauma, das sie im letzten Jahr durchmachen musste, starke Spuren bei ihr hinterlassen hat. Sympathischer hat sie mir das aber dennoch nicht gemacht. Ihre Schuldgefühle deswegen kann ich ebenfalls nicht unbedingt nachvollziehen, genauso wenig wir ihr übertriebenes Festklammern an dieser Schuld und ihren daraus resultierenden, selbstauferlegten Regeln. Die Verbindung zu William war nämlich nicht gerade stark und innig.
Rain ist aber nur teilweise Schuld, warum mir dieses Buch so gar nicht gefallen wollte. Denn es ist auch in anderen Bereichen furchtbar übertrieben. Wir begleiten Rain nur in den ersten paar Wochen in ihrem neuen Job und allein in dieser kurzen Zeitspanne gibt es gleich mehrere Vorfälle, die Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung beinhalten. Man fragt sich ernsthaft, in welchen Verhältnissen die Menschen dort leben, wenn ein paar 14-jährige Jungen gleich zwei weibliche Bademeister in einem gut besuchten Schwimmbad belästigen können und keiner etwas tut. Die meisten Situationen dieser Art kamen mir ziemlich übertrieben, unrealistisch und an den Haaren herbei gezogen vor.
Doch auch abseits der Handlung ist das Buch nicht unbedingt besser. Der Schreibstil ist durchwachsen und oft ziemlich kitschig. "Tiefgründige" Gedankengänge, wie das Beispiel am Anfang der Rezension, gibt es oft und machen das Buch – zumindest in meinen Augen - nicht gerade anspruchsvoller. Außerdem kommt die Autorin oft mit den Namen ihrer Charaktere durcheinander. So wird aus Dan schnell mal Nate und aus Nate Patrick. Mit etwas Glück wurde das allerdings vielleicht mittlerweile behoben, da ich hatte ein Leseexemplar vorliegen hatte.

Der einzige Grund, warum ich Deeper überhaupt noch ein paar Sterne gegeben habe, ist Knight. Zwar hat auch er mit seinem extrem ausgeprägten Beschützerinstinkt ein paar sehr irritierende Eigenschaften, im Grunde fühlt er sich aber wesentlich realistischer und ehrlicher an, als Rain. Auch er hat mit einem schmerzhaften Verlust in seiner Vergangenheit zu kämpfen, der allerdings tausendmal nachvollziehbarer ist, als der von Rain. Knight hat außerdem durchaus ein paar nette Szenen und Oneliner, die das Buch zumindest ein wenig unterhaltsamer gemacht haben.

Doch auch das konnte Deeper von Blue Ashcroft für mich am Ende nicht mehr retten. Zu viel völlig überzogenes Drama und eine sehr anstrengende, unglaubwürdige Heldin haben es mir unmöglich gemacht wirklich Zugang zu diesem Buch zu finden und mich mehr als einmal mit den Augen rollen lassen.

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