06.Aug 2013 |
~nia
One Day / Zwei an einem Tagvon David Nicholls
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Emma und Dexter lernen sich am Abend ihrer Uniabschlussparty in Edinburgh kennen. Es ist der Sommer 1988. Sie verbringen die Nacht miteinander, doch mehr als Küssen, Schmusen und viel Reden passiert nicht. Auch den nächsten Tag, den 15. Juli 1988, verbringen die beiden zusammen. Danach gehen sie getrennte Wege: Emma steigt über den Sommer bei einer Theatertruppe ein, Dexter geht auf Weltreise. An ihrem Kennenlernabend spekulieren die beiden darüber, wo und wie sie wohl in zwanzig Jahren sein werden. Für Dexter ist das Leben voller Möglichkeiten, für Emma ist es erschreckend mit all seinen Möglichkeiten.
Als Leser begegnet man den beiden nun immer wieder: jedes Jahr am 15. Juli begleitet man Emma und Dexter für einen Tag. Nicht nur auf ihrem Lebensweg, sondern auch in ihrer Freundschaft, die innig und tief wird, aber nicht ohne Höhen und Tiefen auskommt...
Die Idee in One Day / Zwei an einem Tag, zwei Freunde über zwanzig Jahre mehr oder weniger chronologisch zu begleiten, ist fantastisch. Über so eine lange Zeit lernt man die Personen richtig gut kennen, erlebt ihre Weiterentwicklung, Sternstunden und Tiefpunkte und kann verfolgen, was von den Träumen der jungen Erwachsenen über die Zeit übrig bleibt. Leider konnte mich die Umsetzung durch David Nicholls überhaupt nicht überzeugen. Das lag gleich an zwei gravierenden Dingen:
Da sind zunächst mal die Protagonisten Emma und Dexter, die mir beide nicht sympathisch waren. Das hatte zur Folge,dass ich mich mehr oder weniger durch das ganze Buch kämpfen musste. Auch wenn es unhöflich ist, fange ich mal mit Dexter an, weil er mich noch mehr zur Weißglut getrieben hat als Emma.
Dexter ist ein arroganter Sack. Er sieht gut aus, die Frauen liegen ihm zu Füßen und finanziell geht es ihm als Kind der Upper Middle Class auch nicht schlecht. Trotzdem ist er der Meinung, dass es mit ihm noch viel weiter aufwärts gehen wird. Als er dann tatsächlich eine Karriere beim Fernsehen startet, wird die Sache richtig übel. Er säuft, prahlt, hurt herum und verbringt seine Zeit mit Partys und Drogen. Das einzige positive an ihm ist seine innige Freundschaft zu Emma und zu Anfang auch die liebevolle Beziehung zu seiner Mutter. Da sieht man dann auch mal, dass in ihm tatsächlich ein Gewissen und eine nette Seite schlummern. Leider zeigen sich diese guten Eigenschaften über weite Strecken des Buches nur sporadisch. Irgendwann kommt es wie es kommen muss, denn das Leben beschert einem nicht nur Sonnenschein. Ab da wird es dann richtig schlimm, weil er sich der Situation einfach nicht stellen will. Wieso sollte man mit Ende Zwanzig auch mal langsam erwachsen werden? Nicht der gute Dexter: die Partys, der Alkohol- und Drogenkonsum werden immer exzessiver. Es geht beruflich bergab, aber noch viel schlimmer ist es, dass er sich privat wirklich gruselig benimmt. Und manche Sachen lassen sich nicht wieder gut machen...
Emma ist ein Jammerlappen. Sie hat wenig Selbstbewusstsein und kaschiert das mit einer scharfen Zunge, einem kritischen Geist und einer gelehrten Attitüde. In fast jedem Lebensabschnitt führt sie endlose Monologe darüber, was gerade alles furchtbar ist oder was sie dringend ändern müsste (es teilweise aber jahrelang nicht auf die Reihe bekommt, das auch zu tun). Ständig seht sie sich nach etwas, was sie gerade nicht hat oder noch nicht hat. Da hilft es auch nichts, dass sie mit Ironie und Sarkasmus um sich wirft und man öfter mal Schmunzeln kann. Am liebsten hätte ich sie mal aus dem Buch herausgezogen, geschüttelt und ihr ins Gesicht gesagt: "dann mach doch einfach Mädchen!". Selbst als sie und Dexter nach einer gefühlten Ewigkeit endlich ein Paar werden, dauert es keine zwei Jahre und ihre Zufriedenheit weicht einem neuen, unerfüllten Wunsch...
Insgesamt war der letzte Teil - trotz aller Tragik - der beste. Bis es soweit war, hätte ich mir aber gewünscht, dass David Nicholls die ersten 300 Seiten des Buches auf 200 gekürzt hätte. Dann wäre One Day / Zwei an einem Tag vermutlich wesentlich unterhaltsamer gewesen und auch die zeitgeschichtliche Komponente wäre vielleicht deutlicher geworden. Zwar präsentiert sich das Buch vordergründig als Gesellschaftsporträt der 1990er und 2000er Jahre, doch eigentlich geht es um Emma, Dexter und ihre Beziehung. Jedes Jahr taucht der Leser in die Gedankenwelt der beiden ein, und so geht es mal rüde und selbstherrlich, dann wieder sarkastisch und nörgelig zu - insgesamt aber einfach viel zu langatmig.
Fazit: Die Idee, zwei Freunde über zwanzig Jahre immer am selben Tag zu begleiten, ist wirklich gut. Doch weder waren mir die Personen, noch der Schreibstil sonderlich sympathisch. Von mir gibt es für das Buch daher logischerweise eine schlechte Bewertung. Doch da One Day / Zwei an einem Tag ja ein Bestseller samt Verfilmung geworden ist, sollte sich vermutlich jeder selbst eine Meinung bilden.
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