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19.

Jul 2011

~ND

Blood Magic / Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut

Nachdem Sillas Eltern gestorben sind, haben alle in dem kleinen Örtchen Yaleylah ihrem Vater dafür die Schuld gegeben. Alles weist darauf hin, dass er erst seine Frau und dann sich selbst erschossen hat. Selbst Sillas Bruder Reese ist überzeugt davon, dass es so passiert sein muss. Nur Silla selbst kann nicht daran glauben, dass ihr lieber und sanftmütiger Vater auf einmal verrückt geworden sein soll. Sie würde alles darum geben, seine Unschuld beweisen zu können. Und dann scheint sich ihr auf einmal eine Möglichkeit dazu zu bieten: Ein geheimnisvoller Mann, der sich selbst "Der Diakon" nennt, schickt Silla ein kleines Buch, das voll mit Notizen ihres Vaters ist. Und mit Zaubersprüchen. Bereit nach jedem Strohhalm zu greifen probiert Silla einen der Sprüche am Grab ihrer Eltern aus. Und er funktioniert. Was sie aber nicht geahnt hat, ist, dass sie dabei beobachtet wurde.
Nick ist gerade von Chicago in die winzige Stadt gezogen. Sein Großvater ist in diesem Sommer gestorben und hat ihm sein Haus vermacht, obwohl sich die beiden nicht wirklich kannten. Trotzdem hat seine neue (und verhasste) Stiefmutter darauf bestanden, dass die Familie in das Landhaus zieht. Nick ist alles andere als begeistert, denn er hat keine besonders guten Erinnerungen an das Haus, denn alle hängen mit seiner Mutter zusammen und die versucht er so gut es geht zu vergessen. Doch das gelingt ihm nicht so recht und immer wieder kommen neue Bruchstücke zu ihm zurück, alle schmerzhaft und alle zeigen ihm verdrängte Situationen, die mit dem Drogenmissbrauch und scheinbarem Irrsinn seiner Mutter zusammenhängen. Doch als er das Nachbarmädchen dabei beobachtet, wie sie am Grab ihrer Eltern eindeutig Magie anwendet, kann auch Nick sich seinen Erinnerungen nicht mehr entziehen. Magie gibt es wirklich.
Aber wenn Magie im Spiel ist, was hat Nicks Mutter mit alldem zu tun und wie kann sich Silla dann noch sicher sein, was wirklich mit ihrem Vater passiert ist? Wer war der echte Täter und kommt er wieder? Und wie passt Nick, dem sie einfach nicht widerstehen kann, in das Ganze?

Eigentlich hatte ich mich sehr auf Tessa Grattons Blood Magic / Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut gefreut. Die Geschichte an sich klang grundsätzlich recht vielversprechend und auch die Idee mit der Blutmagie ist noch nicht so verbraucht. Leider gab es gleich mehrere Punkte, die mir das Buch doch sehr vermiest haben.
Zum Einen konnte ich mich so gar nicht mit dem Schreibstil anfreunden. Für meinen Geschmack wurden viel zu viele Bilder und Metaphern verwendet. Das allein hätte ich vielleicht noch ertragen können, aber insgesamt hat alles auch furchtbar überdramatisiert und theatralisch geklungen. Ein kleines Beispiel, in dem beides vertreten ist: "Die Erinnerungen an Mom glichen gebrochenen Knochen, die durch meine Haut stachen." Und davon gibt es noch so einige mehr. Auch viele der Dialoge haben einfach hölzern und absolut unrealistisch gewirkt und hatten nicht viel mit echten Gesprächen zu tun. Teilweise ist das bestimmt der Übersetzung zuzuschreiben, allerdings kann das Grundmaterial auch nicht ganz unschuldig sein.
Die Charaktere waren ebenfalls problematisch. Ich verstehe ja, dass Silla nach dem Verlust ihrer Eltern nicht mehr dieselbe ist und schwer damit umgehen kann. Über weite Teile des Buches war sie aber einfach nur farblos und ist zwischen zutiefst betrübt und himmelhoch jauchzend hin und her geschwankt und auch das nicht unbedingt immer auf nachvollziehbare Art. Außerdem hat sie sich gerne hinter imaginären Masken versteckt; für jede Situation, mit der sie nicht umgehen kann, eine andere, was irgendwann schrecklich genervt und meist ebenfalls sehr theatralisch gewirkt hat. Nick dagegen empfand ich ebenfalls als ziemlich blass, aber aus völlig anderen Gründen. Er hat auf mich wie verwöhnter Bengel gewirkt, der ständig auf Krawall gebürstet war und gerne als Arschloch dasteht. An sich mag ich solche Charaktere, aber in diesem Fall wurde die Grenze einfach überschritten, zumal er plötzlich handzahm wurde, wenn es um Silla ging.
Am Anfang habe ich mich sehr schwer getan, überhaupt mit dem Lesen voran zu kommen, da mich das Buch einfach nicht packen konnte. Fairerweise muss ich aber sagen, dass es später besser wurde und zumindest die letzten 100 Seiten ein wenig Spannung aufgebaut haben. Auch hat mir der grundsätzliche Aufbau ganz gut gefallen, denn sowohl Silla als auch Nick dürfen mehr oder weniger abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. Zwischendurch gibt es immer wieder eine Art Tagebucheintrag einer gewissen Josephine Darly, die zunächst zwar sehr mysteriös, für mich aber das mit Abstand spannendste an dem Buch war.

Trotzdem war Tessa Grattons Blood Magic / Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut eine echte Enttäuschung für mich. Langweilige Charaktere, unrealistische Dialoge und ein allzu übertriebener dramatischer Schreibstil haben der an sich ganz netten Idee leider schon früh den Reiz genommen.

Es wird ab dem Sommer 2012 in den USA noch einen Begleitroman namens The Blood Keeper (Amazon-Partnerlink*) geben, der zwar an Blood Magic / Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut angelehnt, aber ansonsten komplett eigenständig ist. Auch dieser wird bald darauf auf Deutsch erscheinen.

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