28.May 2013 |
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Der Rattenzaubervon Kai Meyer
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Wir schreiben das Jahr 1284: Der Ritter Robert von Thalstein wird vom Herzog Heinrich von Braunschweig nach Hameln geschickt. Ihm ist zu Ohren gekommen, dass nur zwei Monate zuvor 130 Kinder aus der Stadt spurlos verschwunden sind und Robert von Thalstein soll herausfinden was mit diesen Kindern passiert ist. Viele Gerüchte gibt es um das Verschwinden der Kinder, doch am hartnäckigsten hält sich die Legende vom Rattenfänger.
Die Bewohner Hamelns hatten ihn ins Dorf geholt, damit er sie von der Rattenplage befreit. Als er dies tat, verweigerten sie ihm jedoch seinen Lohn. Zur Strafe kam er des Nachts wieder und lockte mit seiner Flöte die Kinder aus ihren Betten um mit ihnen zu verschwinden.
Robert glaubt an derlei Geschichten nicht und versucht gerade heraus zu erfahren, was hier vorgefallen ist. Doch er hat nicht damit gerechnet auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung zu treffen. Niemand will mit ihm über die Kinder reden, stattdessen rät man ihm schleunigst aus der Stadt zu verschwinden.
Doch so einfach ist das alles nicht. Robert von Thalstein war nicht immer ein Ritter des Herzogs von Braunschweig. Einst kam er selbst aus dem kleinen Ort Hameln und für ihn ist es somit auch eine Reise zurück in seine frühe Kindheit. Mit acht Jahren verlor er seine gesamte Familie und nicht wenige aus dem Dorf erinnern sich an ihn und die Geschichte von damals.
Robert aber ist hartnäckig und versucht weiter in die Menschen zu dringen. Einzig der Dichter in der Herbergskammer neben ihm spricht über die Kinder, wenn auch aus ganz anderen Stücken. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht die Hölle zu erforschen und ist der Meinung, der Rattenfänger hat die Kinder direkt in die Hölle gebracht, aus Rache für seine entgangene Entlohnung.
Nun wimmelt es allerdings in Hameln wie nirgendwo nur so vor Ratten. Es müssen beinahe Tausende sein, die sich in der Stadt herumtreiben und so ganz glauben kann er nicht, dass der Rattenfänger seine Aufgabe zur Zufriedenheit der Dorfbewohner ausgeführt hat.
Doch nicht nur auf Ratten trifft der Ritter in diesem Ort, auch seine Vergangenheit holt ihn ein. Viele Jahre hat er die schreckliche Nacht von damals verdrängt, hier aber, am Ort des Geschehens suchen ihn Reue und Verzweiflung wieder heim. Wie konnte es damals soweit kommen?
Nicht Jeder ist dem Ritter gegenüber ablehnend eingestellt, neben dem Dichter Dante, erwärmt sich auch die Tochter der Herbergsmutter für den hübschen Ritter. Doch der hat weder Zeit noch Lust sich auf eine Liebelei einzulassen und muss schnell merken, dass Maria alles andere als einsichtig ist. Schon bald versucht sie ihn mit heidnischen Zaubern für sich zu gewinnen und nicht nur sie läuft abseits des christlichen Weges. In Hameln gibt es eine Gruppe von Ketzern die sich auf dem Friedhof angesiedelt haben. Die 'Jünger Wodans' werden vom Vogt Wetterau erst mit unterschwelligen, dann mit direkten Andeutungen des Verschwindens der Kinder bezichtigt.
Kann es denn so einfach sein?
Sehr bald schwirren Robert die Sinne von den vielen verschiedenen Richtungen, die seine Ermittlungen hier nehmen und zu seiner Trauer, verlässt auch noch sein einziger Verbündeter die Stadt. Nicht aber, ohne Robert eine Nachricht zu hinterlassen, die ihn zur Vorsicht mahnt. Zurecht, wie sich schnell herausstellt.
Schon am selben Abend zieht ein neuer Gast neben ihm ins Zimmer. Der Baumeister von Hameln, der die Mysterienbühne erbaut, auf der die Kreuzigung Christie vorgeführt werden soll, sobald der Bischof und der Herzog der Stadt einen Besuch abstatten.
In dieser Nacht träumt Robert allerlei wirres Zeug. Er hört Geräusche aus dem Nachbarszimmer und schleicht sich rüber. Der Anblick raubt ihm beinahe den Verstand. Auf dem Boden liegt der Baumeister mit durchschnittener Kehle. Doch das Schlimmste: Roberts Messer steckt neben der Leiche im Boden. Wie kann das sein? Er nimmt das Messer auf, bevor ihm sein Handeln klar wird und er fluchtartig das Zimmer verlässt.
Kurz darauf erwacht er hustend. Die Herberge brennt - bzw. Teile davon. Maria hat ihn geweckt, denn der Brandherd ist direkt nebenan - im Zimmer des Baumeisters. Jemand hat die Leiche angezündet. Da bemerkt er das Blut an seiner Hand. Hat er wirklich nur geträumt, dass er im Zimmer des Baumeisters war und ihn dort auf dem Boden hat liegen sehen? Auch Maria entdeckt das Blut an seiner Hand. Welche Schlüsse zieht sie?
Etwas geht in dieser Stadt vor und Robert fragt sich allmählich ob es wirklich so klug war den Auftrag des Herzogs anzunehmen.
Jeder kennt die Legende vom Rattenfänger von Hameln und dieses Buch beschäftigt sich auf ihre eigene Weise mit dem Verschwinden der Kinder.
Wie kaum ein anderer gelingt es Kai Meyer den Leser in die Zeit des 13. Jahrhunderts zu entführen und wickelt ihn in die vielen Irren und Wirren der Geschichte. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass Eltern nicht um ihre Kinder trauern und so kann ich die Menschen in Hameln nicht verstehen. Doch das Ende erklärt die Haltung der Menschen von Hameln und bringt eine gute Wendung in die Geschichte.
Warum also gebe ich dem Buch nur vier Sterne? Nun, ich bin durchaus besseres von Kai Meyer gewohnt und auch wenn mich das Buch in seinen Bahn gezogen hat, hätte ich mir ein wenig weniger lose Fäden gewünscht. Auch wird das Handeln einiger Personen aus meiner Sicht nicht ganz erklärt.
Zu dieser Zeit war der strenge Glaube ans Christentum sehr stark verbreitet und so wundert es mich, dass Robert von Thalstein sich so leicht beeinflussen lässt von Menschen die nebem dem Pfad Gottes laufen. Auch wäre ein Personenregister nicht unpraktisch gewesen.
Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann es wirklich empfehlen. Leider gibt es keine Druckversion mehr. Aber das sollte euch nicht abhalten ;)
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