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25.

Jun 2013

~nia

Twisted Summer

Die 18-jährige Danni ist glücklich mit ihrer Freundin Esme und hofft, denn Sommer vor der Universität in vollen Zügen genießen zu können. Doch dann macht ihr die eigene Mutter einen Strich durch die Rechnung. Statt mit Esme ein tolles Konzert genießen zu können, wird sie an genau dem Wochenende zu ihrem Stiefonkel Gabe strafverbannt. Danni kann sich kaum an den 29-jährigen Gabe erinnern, war der Kontakt zwischen Dannis Mutter und ihrem viel jüngeren Stiefbruder in den letzten Jahren nicht besonders innig. Doch nun darf sie die Bekanntschaft mit Gabe ungewollt erneuern - in einem kleinen Ferienhaus, weitab von der Zivilisation und ohne Mobilfunkempfang.
Doch die geplante Strafe stellt sich schnell als gar nicht so schlimm heraus. Das Häuschen liegt wirklich fast direkt am Strand, es gibt Strom und fließendes Wasser und Danni und Gabe verstehen sich auf Anhieb ziemlich gut. Gabe ist ein sonnengebräunter, lustiger Typ, der für seinen Unijob fossile Pflanzen sammelt, aber auch surft wie ein Weltmaster. Womit Danni allerdings nie gerechnet hätte, ist die unübersehbare sexuelle Anziehungskraft, die zwischen ihr und Gabe herrscht. Je mehr Zeit die beiden gemeinsam verbringen, desto bröckeliger wird ihr Widerstand einander gegenüber...

Twisted Summer fängt wirklich super an. Man nimmt Danni, und durch ihren Blickwinkel auch Gabe, die Faszination für den jeweilig anderen ab. Man bekommt aber auch deutlich mit, wie sehr Danni mit sich ringt, bis sie dann ihren Gefühlen nachgibt: Schließlich hat sie eine Partnerin und außerdem ist Gabe ihr Onkel - zwar nicht per Blutsverwandtschaft, aber im Familienkreis gilt er eben als solcher. Die Beziehung, die sich zwischen beiden entwickelt, ist kurz (ein verlängertes Wochenende) aber heftig. Danach schreiben sie sich Briefe und Mails und auch dieser Teil konnte mich begeistern, weil Danni plant, ihre Beziehung mit Esme bald, aber behutsam zu beenden.
Doch ab ungefähr der Hälfte fällt das Buch rapide ab. Gabe zieht sich zurück und Danni ist am Boden zerstört. Und da macht sie etwas, was ich ihr nur schwer verzeihen kann. Sie plant zwar weiterhin, Esme irgendwann zu verlassen (nämlich im Laufe des Studiums, welches sie räumlich von ihrer Freundin trennen würde), beschließt aber, die Zeit bis dahin mit ihr zu verbringen, weil dies sicher ist und Esmes Liebe Balsam für ihr verwundetes Herz bietet. Hallo, geht's noch?
Weder habe ich etwas gegen Bisexualität, noch gegen Sex als Trostpflaster oder eine Art von Therapie. Aber seinen Partner auszunutzen, obwohl man ihn im Grunde seines Herzens nicht mehr liebt, weil es sich gerade so schön anbietet, ist wirklich ein absoluter Sympathiekiller. Auch Gabe zeigt dann bei einer Urlaubswoche im Familienkreis Züge, die meines Erachtens gar nicht gingen. Er ist immerhin 29 und als Wissenschaftler an einer Universität tätig. Dabei benimmt Gabe sich aber so, als hätte er ebenso wenig Lebenserfahrung wie Danni mit ihrer ersten Beziehung. Irgendwann tat mir Esme als Leidtragende in dem Drama nur noch leid - und dabei ist sie auch nicht die sympathischste Person aller Zeiten.

Auch zum Ende hin bleibt die Handlung der Protagonisten nur schwer nachvollziehbar. Da will ich jetzt nicht zu viel verraten, aber ich fand die Entscheidungen, die Danni und Gabe treffen, wirklich unrealistisch. Ehrlich, ich habe überhaupt nichts gegen ein glückliches Ende, aber die Zwei kennen sich - nach etwa einer Woche gemeinsam verbrachter Zeit - gar nicht richtig, als sie wirklich folgenschwere Entschlüsse fassen.
Eigentlich hatte ich mir vom Konstrukt her mehr versprochen: Die Idee einer jungen Frau mit Partnerin, die gar nicht weiß, dass sie bisexuell ist und sich dann in einen Mann verliebt, klang gut. Dass dieser Mann - zwar angeheiratet - aber dennoch aus der eigenen Familie stammt, hätte der Sache zusätzlich Würze bereitet. Leider ist das Ganze von Lucy Morgan so aufbereitet worden, dass man sich zwischendurch wirklich schlimm für die Protagonisten fremdschämt und sie über lange Zeit wenig sympathisch wirken. Da hilft auch der anfangs sehr charmante Schreibstil in Twisted Summer nur wenig. Insgesamt war dieses englische Buch eine Enttäuschung für mich.

Fazit: Nach einem super Anfang lässt das Buch wirklich extrem nach. Wer sich von unsympathischen Zügen der Protagonisten nicht abschrecken lässt, hat mit Twisted Summer sicher seinen Spaß. Idee und Schreibstil sind nämlich ganz gut.

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