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26.

May 2013

~ND

Dirty Little Secret

Ihr ganzes Leben wurden Bailey und ihre jüngere Schwester Julie von ihren Eltern gepushed, das meiste aus ihrem musikalischen Talent herauszuholen. Die beiden haben immer zusammen gesungen und gespielt, Bailey an der Geige, Julie an der Gitarre. Doch die Schwestern kommen aus Nashville und die Konkurrenz an anderen Country und Bluegrass Sängern ist gigantisch. Trotzdem schaffen sie es, von Produzenten entdeckt zu werden - zumindest Julie. In ihr sehen die Studiobosse das Potential ganz groß rauszukommen. In Bailey nicht.
Ein Jahr später ist Julie tatsächlich auf dem besten Wege, berühmt zu werden. Sie reist mit ihren Eltern durch das Land und bereitet sich auf das Erscheinen ihrer ersten Single vor. Bailey dagegen blieb zurück in Nashville. Doch das letzte Jahr hat sie sehr verändert und mittlerweile scheint sie Ärger magisch anzuziehen. Deshalb haben ihre Eltern ihr strickt verboten, in irgendeiner einer Form Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aus Angst es könnte Julies Karriere schaden - und das bedeutet unter anderem keine Musik mehr für Bailey.
Ohne Musik und durch die Veränderungen, die sie im letzten Jahr durchgemacht hat, weiß Bailey allerdings nicht mehr so wirklich, wer sie eigentlich ist. Als sie bei der Arbeit Sam kennenlernt und er ihr anbietet, in seiner Band zu spielen, weiß sie, dass sie ablehnen sollte. Doch sie kann nicht widerstehen - weder der Musik, noch Sam.

Probleme sind da für Bailey in Dirty Little Secret von Jennifer Echols natürlich vorprogrammiert. Sie kann einem aber schon Leid tun. Ihre Eltern haben sie aufgegeben und konzentrieren sich nur noch auf Julie. Aber damit hört es noch nicht auf, sie verbieten ihr auch noch alles, auf das sie jemals mit ihr hingearbeitet haben. Kein Wunder also, dass Bailey darauf nicht gerade positiv reagiert und ein Ventil sucht (nämlich neue Freunde und Parties), was für ihre Eltern ein ganz neuer Dorn im Auge ist. Zu allem Überfluss erpressen sie sie auch noch mehr oder weniger damit, ihre Collegegebühr nicht zu zahlen, sollte sie in irgendeiner Art auffallen. Es ist wohl verständlich, dass ich kein großer Fan ihrer Eltern geworden bin.
Doch auch mit Bailey hatte ich so meine Schwierigkeiten. Sie ist verunsichert und wesentlich weniger tough, als sie allen weiß machen will. Das mochte ich eigentlich sehr an ihr. Mein eigentliches Problem hat mit Sam zu tun. Es gibt nicht viel, dass ihm wichtiger ist, als seine Band und der große Durchbruch. Er ist bereit so ziemlich alles dafür zu tun - und manipuliert nicht nur Bailey wo er nur kann, um genau das durchzusetzen. Und selbst als Bailey das weiß, lässt sie sich für meinen Geschmack viel zu viel von ihm gefallen, was mich manchmal doch sehr genervt hat. Auch Sam hat das natürlich nicht gerade in einem guten Licht erscheinen lassen. Richtig vertrauen konnte ich ihm deshalb nie. Allerdings muss ich zugeben, dass das Sams Charakter wirklich nur ganz oberflächlich ankratzt. Er hat ganz erhebliche Probleme, die viel von seinem Verhalten erklären, hat aber auch seine guten Seiten und grundsätzlich mochte ich ihn sehr. Vermutlich hat mich deshalb sein übertriebener Ehrgeiz, was die Band angeht, auch manchmal so enttäuscht. Interessant ist Sam also auf jeden Fall.

Emotional hat mich Dirty Little Secret also definitiv angesprochen - ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob im positiven oder negativen Sinne. Ich habe mich sehr oft über die Charaktere geärgert und mich nur selten wirklich wohl mit der Geschichte gefühlt (das dann aber glücklicherweise eher gegen Ende). Deswegen bin ich mir auch immer noch nicht ganz klar, was ich von diesem Buch halten soll. Denn auf der einen Seite schreibt Jennifer Echols wirklich ausgesprochen gut und schafft es, interessante und markante Charaktere und Geschichten zu erfinden. Auf der anderen Seite konnte ich den Figuren dieses Mal aber wie gesagt nicht immer etwas Gutes abgewinnen. Außerdem war für mich als komplett unmusikalischen Leser zu viel Augenmerk auf der technischen Seite der Musik. Ob ein Lied jetzt in D oder in G gehört oder welcher 50 Jahre alte Country Song wie gespielt werden sollte, sind nicht gerade interessante Punkte für mich, wurden aber oft ausführlich angesprochen und sollten wahrscheinlich auf Baileys analytische Denkweise hinweisen. Vermutlich liegt es einfach daran, dass Bluegrass und Country bei uns keinen Stellenwert wie in den USA haben; ich jedenfalls hätte mit einer abgespeckteren Version davon leben können.

Ein wenig enttäuscht war ich also schon von Dirty Little Secret von Jennifer Echols. Das letzte Viertel macht zwar viel von meinem anfänglichen Eindruck wett, so ganz konnte es mich aber dennoch nicht überzeugen. Das soll aber dennoch nicht heißen, dieses Buch wäre Zeitverschwendung, denn wenn man ein Faible für Drama, markante Charaktere oder eben Country-Musik hat, dann kann man bei Dirty Little Secret durchaus auf seine Kosten kommen. Ich persönlich hatte nur einfach etwas mehr erwartet.

Dirty Little Secret erscheint am 16. Juli 2013 bei MTV books in den USA. Eine deutsche Veröffentlichung ist meines Wissens bisher nicht geplant.

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