21.Apr 2013 |
~nef
Vivement l' avenir / Der Poet der kleinen DingeTags:
Gesellschaft
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Eigentlich kann sie den Gestank der Fabrik nicht mehr ertragen, doch im Augenblick hat sie Arbeit und nur das zählt. Wenn sie den Gerüchten glauben darf, allerdings nicht mehr sehr lang. Die Arbeitslosenzahl in Frankreich ist erschreckend hoch und die Wirtschaftslage wird immer schlechter. Da ist es nicht verwunderlich, dass Alex Zeitvertrag ausläuft und sie sich auf ihrer Reise durch die Welt eine neue Station suchen muss.
Theoretisch macht sie seit 10 Jahren nichts anderes, doch dieses Mal wird es ihr schwerer Fallen diesen Ort zu verlassen.
Sie hat sich ein Zimmer bei einer Familie Nähe der Hühnerfarm gemietet und hat dort den sympathischsten Menschen seit vielen Jahren kennengelernt: Gérard.
Er ist 32 Jahre alt und geistig stark zurück geblieben. Er kann sich nicht richtig artikulieren, trägt Windeln und braucht rundum Betreuung. Aber, er ist eine Seele von Mensch. Ständig lacht er, singt schlechter als ein Karaoke-Anfänger und zitiert alte Gedichte die kaum jemand kennt. Und doch ist gerade er der Ruhepol, den Alex ungern zurücklassen möchte.
Gérards Familie besteht aus seinem älteren Bruder, dessen keifendem Weib und einem altersschwachen Hund. Während Bertrand ein sehr ruhiger Zeitgenosse ist, der seinen Bruder größtenteils ignoriert, reibt sich Marlène jeden Tag an Kleinigkeiten auf um ihren Frust loszuwerden, dass sie nicht das geworden ist, was sie immer werden wollte: berühmt.
Als junges Mädchen war sie einmal eine sehr hübsche Frau und hat dann den Fehler gemacht und Bertrand geheiratet. Kinder konnten sie keine kriegen, und als Bertrands und Gérards Mutter starb, kam ein erwachsener Mensch mit geistigen Einschränkungen ins Haus. Das ist zu viel für Marlène.
Eines Abends, als Alex Gérard - von ihr Roswell getauft - ins Bett gebracht hat, bekommt sie ein Gespräch mit zwischen den zwei Eheleuten. Sie bemerken Alex in ihrer schwarzen Kleidung auf der schattigen Treppe nicht und so erfährt Alex von Marlènes unglaublichem Plan Gérard loszuwerden: sie will ihn aussetzen. Was andere Leute mit Tieren machen können, sollte doch mit dem schwachsinnigen Bruder ihres Gatten ebenfalls klappen. Doch Bertrand ist nicht sehr angetan, schließlich ist Gérard sein Bruder. Aber so richtig gegen ihren Vorschlag wehren tut er sich auch nicht.
Das kann doch unmöglich deren Ernst sein!
Nun ist guter Rat teuer. Was passiert mit Roswell, wenn Alex mal nicht mehr da ist? Wird sich Marlène gegen ihren Mann durchsetzen können?
Der neue Roman von Marie-Sabine Roger, der Autorin von La tête en friche / Das Labyrinth der Wörter, schien mit ein eben solch unterhaltsames Buch zu werden wie ihr vorheriges Werk. Doch irgendwie passiert in diesem Buch kaum etwas. Die Geschichte plätschert so vor sich hin und man erfährt eher etwas aus der Vergangenheit der verschiedenen Charaktere, als von der Gegenwart.
Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die jeweils aus Alex oder auch Cédrics Sicht spielen. Cédric ist ein 28 Jähriger der nichts mit seinem Leben anzufangen weiß und durch Zufall Alex und Gérard kennen lernt.
So recht erkennt man keinen Zusammenhang zwischen den Erzählsträngen, bis sie sich immer wieder kreuzen und die Treffen aus beiden Gesichtspunkten beleuchtet werden.
Die Charaktere sind nett erarbeitet und auch ohne viel Wissen zur jeweiligen Lebensgeschichte hat der Leser kein Problem sich die Personen gut vorzustellen. Der Schreibstil ist gut und einfach gehalten und die Aufteilung des Buches macht es zu einer kleinen Lektüre für Zwischendurch.
Ab und an hätte ich mir ein wenig mehr Action gewünscht, aber das Ende des Buches passt so hervorragend zum Rest, dass mehr Spannung schon wieder verwirrend gewesen wäre.
Alles in allem hätte ich mir ein wenig mehr erhofft, da ich bei La tête en friche / Das Labyrinth der Wörter so verwöhnt worden bin, hatte ich hohe Erwartungen an das Buch. Doch auch wenn es denen nicht gerecht geworden ist, hat es mir dennoch Spaß gemacht es zu lesen.
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