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09.

Apr 2013

~ND

Sweet Evil

Anna wusste schon immer, dass sie nicht ganz normal ist. Wer erinnert sich schon an seine eigene Geburt? Doch nicht nur ihr Erinnerungsvermögen, auch alle ihre Sinne sind viel ausgeprägter, als bei normalen Menschen. Sie kann außerdem die Aura sehen, die jeden Menschen umgibt und dessen Gefühlslage anzeigen, und sie und ihre Adoptivmutter Patti können sich nicht erklären, warum. Anna lebt schon ihr ganzes Leben bei Patti. Ihre leibliche Mutter ist bei Annas Geburt gestorben und ihr Vater im Gefängnis.
In der Schule ist Anna schon immer eher ein Außenseiter gewesen. Sie geht ungern auf Parties, denn ihre Reaktion auf Alkohol und Drogen beängstigen sie sehr. Sie hasst, was sie aus Menschen machen, fühlt sich gleichzeitig aber wie magisch angezogen von ihnen.
Anna dachte immer, sie wäre einzigartig auf der Welt - bis sie auf einem Konzert, auf das sie ihr bester Freund Jay geschleift hat, Kaidan Rowe kennenlernt. Der ist nicht nur gutaussehend, charismatisch und arrogant, er sieht auch sofort, dass Anna so ist wie er. Von Kaidan erfährt sie, dass sie ein Nephilim ist, also die Tochter eines Dämons bzw. gefallenen Engels und eines Menschen. Es gibt nur noch wenige Nephilim auf der Erde, aber sie alle müssen ihren Vätern helfen, verschiedene Sünden auf der Erde zu verbreiten. In Annas Fall sind das Drogen und Alkohol. Kaidans Vater ist dagegen der Duke of Lust (Herzog der Lust) was seinen unglaublichen Verschleiß an Mädchen erklärt.
Nach und nach lernt Anna immer mehr über ihre Fähigkeiten, die Dämonen und Nephilim und trifft zum ersten Mal im Leben auf ihren Vater. Doch Anna muss immer auf der Hut sein, denn die anderen Dämonen dürfen niemals herausfinden, was Anna wirklich ist - denn ihre Mutter war kein normaler Mensch und macht Anna damit zu etwas völlig Einzigartigem mit der Macht, die Welt für immer zu verändern.

Ich muss zugeben, am Anfang war ich mal wieder etwas skeptisch, was Sweet Evil von Wendy Higgins anging. Anna ist gerade 16 geworden, hat noch nie einen Jungen geküsst, getrunken, eine Party besucht oder irgendetwas getan, das ihre Stiefmutter Patti in irgendeiner Weise verärgern könnte. Kurzum sie ist das Inbild von Unschuld und Naivität. Mit solchen über-guten Charakteren habe ich immer meine liebe Not. Zum Glück dauert es aber nicht lange, bis klar wird, dass auch Anna ihre dunklen Seiten hat. Spätestens wenn Kaidan auf der Bildfläche auftaucht sorgt er dafür, dass Anna ziemlich schnell viel von ihrer Unschuld verliert. Er hat überhaupt keine Probleme damit ihr zu zeigen, was es heißt, das Kind eines Dämons zu sein.
Denn die Nephilim haben sicher kein einfaches Leben. Sie werden einzig und allein darauf trainiert, die Sünden, auf die ihre dämonischen Elternteile spezialisiert sind, unter den Menschen zu verbreiten. Seien es z.B. Neid, Zorn, Ehebruch oder wie in Kaidans Fall Lust. Die meisten Nephilim mussten bereits mit 13 mit ihrer 'Arbeit' anfangen und das ist schon ein harter Kontrast zu Annas bisher sehr behütetem Leben. Manche der Nephilim scheinen ihre Aufgabe nur widerwillig zu machen, andere gehen darin auf. Für Anna ist es sehr schwer zu erkennen, in welche Kategorie Kaidan fällt, der augenscheinlich kein Problem damit hat, ein Mädchen nach dem anderen zu verführen. Doch sie sieht auch, dass mehr in ihm steckt und kann gar nicht anders, als sich zu ihm hingezogen fühlen.
Was mich tatsächlich am meisten an Sweet Evil beeindruckt hat, war die Härte, die Wendy Higgins in ihre Geschichte einbaut. Gerade was die Sünden angeht. Die Nephilim werden zu teilweise wirklich widerwärtigen Dingen gezwungen. Anna lernt z.B. die Töchter des Duke of Adultery (Herzog des Ehebruchs) kennen, die seit sie 13 sind vergebene Männer/Jungen verführen müssen und damals als Kinder auf erschreckende Art gefügig gemacht wurden. Auch Kaidan muss im Namen seines Vaters ziemlich schlimme Aufträge erfüllen. Nachdem Anna zum ersten Mal in ihrem Leben mit all dem Schlechten in der Welt konfrontiert wurde, ist von dem unschuldigen Mädchen vom Anfang des Buches nicht mehr viel übrig.
Doch es gibt auch eine Kleinigkeit, die ich zu bemängeln habe. Zum einen ist das Annas Leichtgläubigkeit. Es ist verständlich, dass sie nach Antworten sucht. Sie fasst allerdings viel zu schnell Vertrauen und das, obwohl sie genau weiß, wie vorsichtig sie sein muss. Sei es bei Kaidan oder anderen Personen, es dauert nie lange, bis sie sich ihnen öffnet. Das kam mir gerade in der Anfangsphase nicht sonderlich glaubhaft vor.

Trotzdem hat Wendy Higgins mit Sweet Evil eine wirklich interessante Geschichte über Gut und Böse und allem, was dazwischen liegt, geschaffen. Die Charaktere sind gelungen und sehr sympathisch. Vor allem Kaidan, da er am meisten unter seinem Schicksal zu leiden hat, hat es mir angetan (Wendy Higgins hat übrigens zwei ausdrucksstarke Kapitel aus seiner Sicht auf ihrer Homepage veröffentlicht - nicht verpassen!). Insgesamt ist es ein rundum gelungener Auftakt für die Trilogie, der sich nicht allzu vieler Klischees bedient und von der ersten bis zur letzten Seite für Spannung sorgt.
Der zweite Teil Sweet Peril erscheint am 30. April 2013 und der finale Band Sweet Reckoning im Jahr darauf.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mit bisher noch nichts bekannt.

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