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17.

Sep 2011

~nia

Der Berg des Unheils

Tags: Jugendbuch

Der Berg des Unheils von Jürgen Gadow erzählt die mittelalterliche Geschichte des 13-jährigen Deutschen Liuthar von Sahlecks, der seit seinem 10. Lebensjahr dem Ritter Liudolf von Wettin als Schildknappe dient. Sein Dienst hat ihn in den drei Jahren durch halb Europa geführt. Nun will der Ritter den christlichen Glauben verteidigen, indem er im Süden Spaniens gegen die Moslems in Al-Andalus kämpft. Bei der Schlacht von Alarcos im Juli 1195 treffen das christliche und das muslimische Heer aufeinander. Liudolf von Wettin kommt bei den Kämpfen um und Liuthar, der seinen Herrn auf ungeweihter Erde nicht zurücklassen will, gerät in muslimische Gefangenschaft.

Auf dem Sklavenmarkt von Cordoba soll Liuthar verkauft werden, doch niemand will den blonden blauäugigen Jungen haben. Erst als es Nacht wird und Liuthar zu einem Schleuderpreis verkauft werden soll, erbarmt sich der Kaufmann Ahmad Al-Quasim, weil Liuthar ihn an seinen eigenen Sohn erinnert. Er erwirbt den Jungen und bewahrt ihn so vor einem schrecklichen Schicksal. Al-Quasim nimmt Liuthar mit nach Fes, einer Stadt in Marokko. Liuthar, der glücklich ist, wenigstens von einem Mann mit gütigem Blick gekauft worden zu sein, findet sich in einer völlig neuen Welt wieder. Zwar misstraut er den 'Ungläubigen', kann sich aber ihrer geistigen und weltlichen Errungenschaften nicht verschließen - besonders, als sein Wortschatz der arabischen Sprache zunimmt und er begreift, wie fortschrittlich die arabische Welt im Vergleich zur europäischen ist.

Doch im Haus Al-Quasim ist auch nicht alles Gold und Liuthar steht bald vor einer Menge Probleme. Da ist Zaid, der 13-jährige Sohn von Ahmad, mit dem er sich eigentlich gerne anfreunden möchte, dies aber über den Graben der unterschiedlichen Glaubensrichtungen fast unüberwindlich scheint. Dann ist da Omar, ein weiterer Sohn Al-Quasims, der einer seltsamen Organisation anzugehören scheint und der Liuthar mit Drohungen in Angst und Schrecken versetzt. Und plötzlich verschwindet Ahmad Al-Quasim mitsamt seiner Karawane auf dem Weg in Sudan. Zuletzt wurde er an der Grenze der unwirtliche Hammada (einer Felswüste) am Wasserloch Bir Asli gesehen. Als immer mehr Karawanen bei diesem Wasserloch verschwinden und der Name Daschabal Scharr, Berg des Unheils, immer wieder verstohlen ausgesprochen wird, machen sich Liuthar und Zaid auf in die Wüste, um der letzten Spur Ahmad Al-Quasims nachzugehen. Dabei erleben sie unter glühender Wüstensonne ein Abenteuer, dass sich besonders Liuthar nie hätte vorstellen können.

Als Teenager habe ich Jürgen Gadows Buch immer und immer wieder gelesen. Die Freundschaft zwischen einem jungen Christen und einem arabischen Jungen, die sich trotz aller Unterschiede eben auch sehr ähnlich sind, wird wunderschön und eindringlich beschrieben. Dazu wird in Der Berg des Unheils die orientalische Atmosphäre des späten Mittelalters im muslimischen Al-Andalus und dem Stammland der Al-Muwahiddun im norden Afrikas faszinierend dargestellt. Die Botschaft ist einfach, aber immer noch gültig: Toleranz, Freundschaft und Liebe zwischen den Menschen sind viel wichtiger als unterschiedlicher Glaube, andere Hautfarbe oder die Fremdheit anderer Kulturen.

Nachdem ich den Titel dummerweise vergessen hatte und die Bibliothek, in der ich das Buch immer ausgeliehen hatte, längst aufgelöst ist, habe ich das Buch über Lovelybooks wiedergefunden. Natürlich musste ich gleich die mir bekannte Hardcoverausgabe kaufen (beide Ausgaben gibt es nur noch gebraucht): Es war, als hätte ich einen alten Freund wiedergefunden. Auch wenn die Sprache oder die Abfolge der Ereignisse für einen Erwachsenen manchmal etwas kindlich daher kommen, ist und bleibt das Buch spannend, unterhaltsam und faszinierend. Dazu diese eindringliche Botschaft, die wohl niemals ihre Aktualität verlieren wird.

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