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17.

Apr 2014

~ND

Love, In English

Für die 23-jährige Vera klingt es wie eine einmalige Gelegenheit: Anstatt den Sommer mit einem langweiligen Praktikum für ihr Astronomie Studium zu verbringen, findet sie einen Job in Spanien. Sie soll dort in einem abgelegenen Resort Geschäftsleuten dabei helfen, ihr Konversationsenglisch zu verbessern. Natürlich will Vera sich diese Chance nicht entgehen lassen.
Doch dort angekommen, ist ihr Spanienabenteuer nicht so wie erwartet - es ist besser. Sie findet einen Ort, an dem sie sich so wohl fühlt wie nie und trifft jede Menge neue Leute und Freunde. Womit sie aber am allerwenigsten rechnet, ist, dass sie sich verlieben könnte.

Mateo Casalles und Vera könnten nicht unterschiedlicher sein: Vera ist 23, voller Tattoos und lebt in den Tag hinein - ein echter Freigeist eben. Mateo ist 38, ein erfolgreicher Geschäftsmann aus Madrid, hat eine Tochter - und ist verheiratet. Vera mag ja von vielen als Schlampe bezeichnet werden, doch auch für sie sind manche Dinge tabu und ein verheirateter Mann ist eines davon. Sie nimmt sich fest vor, die Finger von Mateo zu lassen. Doch je mehr Zeit sie in Spanien verbringt, umso inniger wird ihre Freundschaft und Vera beginnt etwas zu fühlen, das sie noch nie vorher empfunden hat.
Aber Vera weiß, dass manche Dinge einfach zum scheitern bestimmt sind...

Es ist schon ein heikles Thema, das sich Karina Halle für ihren neuesten Roman Love, In English ausgesucht hat. Ehebruch an sich ist ja schon immer eine wirklich schwierige Sache, aber diese Geschichte ist auch noch aus der Sicht der "anderen Frau" geschrieben. Der Ehebrecherin. Im Grunde des Bösewichts. Und gerade das ist es, was Love, In English so interessant macht.

"My name is Vera Miles. And in the story of my life, I am the villain."

So stellt sich Vera zu Beginn der Geschichte vor. Und auch wenn an dieser Aussage was Wahres dran ist, mochte ich sie trotzdem sehr. Sie ist clever und witzig und sie schämt sich nicht für das, was sie will. Sie mag Sex und warum sollte sie ihn sich nicht nehmen, wenn dabei niemand verletzt wird? Natürlich sieht das nicht jeder so und in Verbindung mit ihrem Äußeren, den Tattoos und den freizügigen Kleidern, wird sie schon lange vor der Handlung dieser Geschichte gerne als Schlampe abgestempelt. Ich habe sie allerdings nie so gesehen, denn sie macht sich durchaus Gedanken über das, was sie tut und handelt nie mit bösen Hintergedanken.

Das ändert sich auch nicht, als sie Mateo Casalles trifft. Sie fühlt sich zwar von Anfang an zu dem charismatischen Geschäftsmann hingezogen, doch sobald sie den Ring an seinem Finger sieht, zieht sie sich zurück. Die Freundschaft, die sich dann allerdings zwischen Mateo und Vera entwickelt stellt alles in Frage. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, teils weil es das Programm von ihnen verlangt, aber auch in ihrer Freizeit, doch im Grunde ist es alles sehr unschuldig (obwohl die sexuelle Spannung und Chemie zwischen den beiden nicht zu leugnen ist). Und gerade das hat mich an dieser Geschichte so beeindruckt: Karina Halle beschreibt das Kennenlernen der beiden, ihre Freundschaft und ihre Gefühle so gut und verständlich, dass ich tatsächlich bald angefangen habe, mehr für die beiden zu wollen. Vor allem für Vera wollte ich, dass sie glücklich wird und für ihr Glück kämpft. Doch dieses Glück hängt nicht nur von einem Mann ab. Sie hat sich in Spanien verliebt. Noch nirgendwo hat sie sich so zu Hause gefühlt. Karina Halle hat wirklich ein schönes Bild dieses Landes gezeichnet und es ist fast so eine Art heimlicher Hauptcharakter.

Dann ist da natürlich Mateo. Eigentlich ist er es, mit dem die Geschichte steht und fällt. Er ist es, der verheiratet ist und der sich zwischen seiner Verantwortung und seinem Glück entscheiden muss. Ich hatte im Vorfeld große Angst, ihn nicht zu mögen. Egal wie er sich entscheidet, irgendjemand wird verletzt. Und tatsächlich ist Mateo alles andere als perfekt. Es gibt jede Menge Momente und Situationen, in denen er besser anders gehandelt oder entscheiden hätte. Aber wisst ihr was? Eben das hat Love, In English extrem realistisch gemacht. Die Situation ist verzwickt und ehrlich gesagt einfach beschissen. Ich wüsste nicht, wie ich an seiner Stelle handeln würde.
Doch Mateo ist es wert. Denn er geht alles andere als leichtfertig mit der Situation um. Er betrügt seine Frau nicht einfach nur, weil sich ihm eine Gelegenheit bietet. Am Ende war das auch der Grund, warum ich mich ebenfalls ein bisschen in ihn verliebt habe. Klar, das gute Aussehen, das Temperament und sein Charme haben nicht geschadet. Womit er mich aber wirklich eingenommen hat, ist, dass er trotz all dem Chaos und Drama einfach ein guter Kerl blieb.
Denn darüber sollte man sich natürlich im Klaren sein: Love, In English ist keine einfache Geschichte. Sie ist sehr emotional und fordert auch mal die eigenen moralischen Prinzipien heraus. Gleichzeitig ist es aber auch extrem realistisch. Nimmt man mal die 'exotische' Umgebung weg, ist es eine Geschichte, die tagtäglich an jedem Ort der Welt passieren könnte.

Trotzdem hat es Karina Halle geschafft, Love, In English zu etwas wirklich Besonderem zu machen. Das liegt natürlich sowohl an Vera und Mateo, aber auch an dem wundervollen Schreibstil der Autorin. Es gibt Szenen in denen ich dahingeschmolzen bin, aber auch andere die mich die Haare raufen ließen. Love, In English ist von vorne bis hinten eine intensive, emotionale Geschichte, die genauso romantisch, wie schonungslos ist. Ich habe gelacht, gelitten, geschwärmt und geheult (Gott, was hab' ich geheult), doch ich würde keine Sekunde daran ändern. Absolut zu empfehlen.

Love, In English erscheint am 20. April 2014.

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