29.
Jan 2014
Berlin, 29. Januar 2014, -5°, eisiger Wind
Ich hetze - wie immer fast zu spät - aus dem Haus. Bewaffnet mit einem Buch, einem Fotoapparat und einer kleinen Liste an Fragen eilte ich über rutschige Gehwege zur Tram um es noch pünktlich zum Hotel De Roma zu schaffen.
Natürlich ist die Bahn gerade weg und die Minuten verrinnen. Endlich am Alexanderplatz angekommen hetze ich weiter zur Bushaltestelle - kein Bus in Sicht. Verdammt. In 7 Minuten soll erst der nächste kommen. Das schaffe ich nie pünktlich.
Als hätte jemand ein Einsehen mit mir, kommt der Bus zwei Minuten früher und so schaffe ich es tatsächlich noch pünktlich ins Hotel.
Ein beeindruckendes Gebäude, muss ich schon sagen. Die Rezeption habe ich dann immerhin schnell gefunden.
In einer kuschligen Ecke sitzen drei Damen unterschiedlichen Alters. Ich bin ja von Natur aus schüchtern *hüstel* also habe ich erst einmal die Lage beäugt. Als dann die Schlagworte 'Blog' 'Rezensionsexemplare' 'Autorentreffen' fielen, wusste ich - da bin ich richtig. Mit meinem natürlichen Selbstbewusstsein habe ich mich dann beherzt zur Gruppe gesellt und ein wenig die Lage gepeilt.
Sehr sympathisch wurden sie mir alle, als es hieß Englisch kann keiner perfekt. Jippie.
Gemeinsam lauern wir darauf ob noch mehr Leute kommen würden. Nope. Wir waren wirklich die einzigen. Komisch. Dabei ist Lucinda Riley doch eine ziemlich bekannte Autorin.
Kurz darauf kam uns eine hübsche Dame entgegen und entpuppte sich als Verlagsmitarbeiterin.
Super, wir hatten uns also schon mal gefunden.
Die Autorin sortierte sich noch in ihrem Raum, bevor sie uns dann freudestrahlend entgegenlief.
Mein Gott, was für eine niedliche kleine Frau. So zierlich. Sie begrüßte jeden von uns und versuchte sich unsere Namen zu merken. Dann ging es auch schon in den Besprechungsraum. Himmel, der sah aus. Wunderschön! Eher antik eingerichtet mit einer großen Wandverkleidung in schwarz-braun. Sehr zu unserer Freude stand eine Maschine bereit die uns je nach Wunsch unterschiedlich gefärbtes Wasser bereitete.
Jeder hatte einen Platz, ein Exemplar des neuen Buches der Autorin und eine kleine Schreibtischausstattung vor sich zu liegen. Sehr praktisch ^^
Über das Buch freuten wir uns natürlich am meisten ;)
Das Gespräch entwickelte sich ganz einfach von selbst. Es wurden einige Fragen gestellt und so erzählte sie von sich aus viel über ihre Bücher, ihre Art zu schreiben und ihrem Hang zum Historischen.
Lucinda Riley schreibt seit ihrem 20. Lebensjahr Bücher. Vorher war sie erfolgreiche Schauspielerin in Film und Fernsehen. Doch als sie dank des Pfeifferschen Drüsenfiebers ans Bett gefesselt war, suchte sie nach einer Ablenkung. So griff sie zu Stift und Papier und begann ihr erstes Buch. Es kostete sie zwei Jahre das Buch zu beenden - doch schlussendlich ist sie dann beim Schreiben geblieben. Sehr zu unserer Freude =)
Während des Gespräches wurde klar, dass alle Anwesenden - außer Frau Henning, der Verlagsmitarbeiterin und natürlich Lucinda Riley selbst - nur ein Buch, manche sogar dies nur teilweise, gelesen hatten. So konnten wir ihr leider nicht sagen, welches uns am besten gefallen hat, aber wir waren uns einig, dass The Light Behind the Window / Der Lavendelgarten ziemlich gut ist.
Die Autorin hat eine interessante Art ihre Geschichten zu schreiben. Zum einen sind ihre Bücher alle gleich gestrickt - es gibt eine Person, die auf ein ereignisreiches Leben zurück blickt und ihrer Familie ein Geheimnis zurück lässt. Jedes Buch spielt sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Doch wie genau die Geschichte sich zusammensetzt weiß selbst die Autorin nicht. Sie beginnt ein Buch jedes Mal mit der Festlegung des Ortes oder Platzes. So wollte sie zum Beispiel schon immer über Indien schreiben - daraus entstand dann The Midnight Rose / Die Mitternachtsrose.
Zu Indien hat Lucinda Riley allerdings eine spezielle Verbindung. Vor über 100 Jahren hat ihre Familie in Indien gelebt, dennoch hat sie keine Ahnung wie es dort eigentlich ist. Um das herauszufinden ist sie nach Indien gereist, hat sich mit Menschen unterhalten und auch die Menschen dort beobachtet. Eigentlich wollte sie den Roman dort schreiben, doch gegensätzlich der Meinung, Indien sei ein ausgeglichener, spiritueller Ort, fühlte sie sich dort überreizt. Es ist überfüllt, laut und ganz anders als erwartet.
Also reiste sie weiter nach Thailand, kurz hinter der Grenze um dort Ruhe zu finden. Tja, und dann floss es aus ihr heraus.
Sie betont immer wieder, dass sie die Geschichte nur aufschreibt, die Figuren aber eine Art Eigenleben entwickeln und sie oftmals selbst überrascht ist, wie die Beziehungen zueinander verlaufen.
Sie hat uns dann auch noch von einer Story aus ihrer Familie erzählt die einfach toll ist und einen interessanten Blick auf die Person Lucinda Riley wirft.
Ihr war bekannt, dass ihre Familie im 19. Jahrhundert in Indien lebte und als sie mit ihrer Mutter darüber sprach, erwähnte diese ein altes Fotoalbum, welches sie ihrer Tochter unbedingt einmal zeigen müsste. Lucinda fand das sehr praktisch, da sie bereits beim Schreiben war, doch leider kam es nicht dazu.
Als das Buch dann also fertig war, hatte sie noch immer keinen Blick in das Album werfen können und schon beinahe nicht mehr daran gedacht. Als dann zu Weihnachten die Familie im Haus ihrer Eltern zusammenkam, wurde Lucinda von ihrem Mann ins Arbeitszimmer gelotst. Wie das bei uns Frauen nun mal so ist, erwarten wir sofort eine böse Nachricht. Sonst müsse man schließlich nicht so geheimnisvoll tun.
Als Lucinda dann in banger Erwartung auf der Couch saß inmitten ihrer Familie, überreichte ihre Mutter ihr das alte Familienalbum. Sie hatte es gefunden und wollte nun, dass Lucinda es sich ansieht.
Überwältigt davon, schlug sie das Album auf und erstarrte. Auf der ersten Seite war die Abbildung eines Hauses, das sie genauso als Vorlage für ihren Roman genommen hat und in dem ihre Geschichte spielt. Als sie weiter blätterte, stieß sie auf ein Foto eines blonden Offiziers. Der Name unter dem Bild ließ sie stocken - Donald. Genau diese Person hat sie so in ihrem Roman verarbeitet. Kann das Zufall sein?
Auf der nächsten Seite ist das Bild einer jungen hübschen Dame - Daisy. Auch diese taucht in ihrem Buch auf und eine weitere Person entdeckt sie im Fotoalbum - eine etwas verbittert wirkende Frau mit verkniffenem Gesichtsausdruck. Das konnte nur Maud sein.
Bei ihrer Familie stand Lucinda schon immer in dem Ruf ein wenig verrückt zu sein, doch nach diesem Erlebnis gab es kaum noch Zweifler. Inzwischen ist sie da Familienorakel und gibt je nach Lust Auskunft zu Fragen die das Schicksal betreffen.
Die Art und Weise, wie sie diese kleine Anekdote erzählt hat, war wirklich süß. Es machte einfach Spaß ihr zuzuhören =)
Da liest man das Buch als Leser mit ganz anderen Augen. Gerade im Moment bin ich wahnsinnig gespannt auf das Buch =)
Sie hat auch schon ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, wo ihr nächstes Buch spielt - in Norwegen. Dort ist es wohl tatsächlich noch kälter als bei uns - gerade im Moment kann ich mir das kaum vorstellen.
Zudem berichtete sie uns, dass sie seit dem Schreiben zu einer kleinen Historikerin geworden ist und natürlich auch an der Geschichte Berlins zu Zeiten der Mauer interessiert sei. So berichtet also Monika vom Blog Lesendes Katzenpersonal von ihrer Erfahrung als ehemalige Ostberlinerin zu Zeiten der Mauer und auch des Mauerfalls. Lucinda Riley war sehr interessiert - vielleicht schreibt sie ja auch darüber mal ein Buch?
Ich bin dann auch noch dazu gekommen eine Frage zu stellen. Und zwar ob sie je eine Schreibblockade hatte. Tatsächlich ist ihr das noch nie passiert. Und sollte es jemals dazu kommen - hierbei klopfte sie an die Holzverkleidung im Besprechungsraum - glaubt sie, dass man einfach schreiben muss. Im Fluss bleiben - auch wenn das bedeutet einen Tag lang nur Mist zu schreiben, den man am nächsten Tag wieder löscht.
Das macht durchaus Sinn. Wie oft ist es uns schon passiert, dass wir gesagt haben 'Ach, mach ich morgen.' und irgendwie war morgen dann auf einmal eine Woche später.
Mit der netten Frau Henning vom Goldmann-Verlag habe ich mich noch ein wenig unterhalten und herausgefunden, dass die Titelübersetzung zu The Light Behind the Window / Der Lavendelgarten eine echte Diskussion war. Es hat lange gedauert, bis man sich geeinigt hat und schlussendlich glaubte, der Titel 'Der Lavendelgarten' würde sich gut anhören und zum Buch passen.
Dass es mich in Verwirrungen gestürzt hat, musste ich ihr dennoch mitteilen. Bei solcherlei Entscheidungen hat die Autorin kein Mitspracherecht. Schade eigentlich.
Wir hatten insgesamt eine Stunde Zeit mit der Autorin, bevor es dann etwas knapp wurde mit der Zeit und unsere Bücher noch ganz lieb von ihr signiert wurden.
Danach löste sich die kleine Gemeinde auf und ich wurde bereits im Foyer erwartet.
Gemeinsam mit meinem Mann machte ich mich also auf den Weg zum Ort der Lesung - nach Gropiusstadt. Der erste Versuch - mit einem Auto zu fahren - scheiterte kläglich am Feierabendverkehr. Die Straßen waren voll und wir wollten eigentlich noch etwas essen vor der Lesung. Also sind wir am Mehringdamm in die U-Bahn gestiegen und waren relativ flott in den Passagen. Die Entscheidung fürs Abendessen fiel auf das ansässige Steakhouse - tut das bloß nicht! Die Pizza war zwar durchaus okay - wenn man wie ich auf Käse mit Boden steht - doch die Örtlichkeiten waren abschreckend.
Nun ja, der Magen war gefüllt und es war Zeit sich der Buchhandlung zu nähern. Dort standen schon zwei Damen und warteten auf den Beginn der Lesung. Wir gesellten uns dazu und lauerten ebenfalls.
Um 20:15 Uhr wurde der Laden eröffnet und wir stürmten das Buf... die Buchhandlung ^^ In der ersten Reihe fühlten wir uns auf Anhieb wohl, auch wenn ich ganz dringend noch einen Abstecher zur Kasse machen musste. Schließlich fehlten mir noch zwei Bücher der Autorin und ich war gewillt sie mir alle unterschreiben zu lassen.
Gleich hinter uns fand sich Monika mit ihrer Tochter Kerstin ein - so lernte ich also endlich mal beide Damen des Blogs Lesendes Katzenpersonal kennen =) Sehr sympathisch - und sie wohnen in meiner Stadt!!!
Der Raum füllte sich mit Damen und genau zwei Herren ^^ Ich habe es nicht anders erwartet.
Die Lesung sollte um 20:30 Uhr beginnen - doch von der Autorin und ihrem Gefolge fehlte jede Spur. Daran war wahrscheinlich der Berliner Verkehr Schuld.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, aber irgendwann kamen sie dann zerknirscht an. Sie hatten wohl eine interessante Fahrt durch das Berliner Verkehrssystem mit einem gesprächigen Taxifahrer.
Kurz darauf waren dann aber sowohl die Autorin, als auch die Schauspielerin Dennenesch Zoudé als Vorleserin und Günter Keil als Moderator auf der Bühne.
Es wurden alle vorgestellt und der Abend konnte beginnen. Während Günter Keil als Moderator sowohl Lucinda Riley befragte, übersetzte er für uns auch ihre Antworten. Oftmals leider nicht ganz korrekt.
Dennenesch Zoudé las verschiedene Abschnitte aus dem Buch The Midnight Rose / Die Mitternachtsrose vor und Herr Keil befragte danach dazu die Autorin.
Auch hier erzählte Lucinda erneut ihre Familien-Album-Geschichte =) Sie amüsierte auch die anderen Hörer.
Während der Lesung erzählte Lucinda Riley, dass sie bald eine Reihe beginnen wird über sieben Schwestern. Da dies im Zusammenhang mit der Geschichte und ihrem sechsten Sinn geschah, gehe ich davon aus, dass in diesen Büchern die Sterne eine wichtige Rolle spielen werden.
Am Ende gab es eine erneute Signierstunde und einen Abschied von Autorin und Verlagsfrau mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Es war Lucinda Rileys erste Lesereise, die sie auch nach Berlin führte, und ich hoffe doch sehr, dass es nicht ihre letzte war.
Mein erstes Meet & Greet endete mit einer kalten Heimfahrt und dem Gedanken - das möchte ich wieder machen.
Meinen herzlichsten Dank an Frau Barbara Henning vom Goldmann-Verlag für die Organisation der Veranstaltung und der Chance die Bestsellerautorin Lucinda Riley persönlich kennenlernen zu dürfen.
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