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15.

May 2017

Julia Corbin Interview

Hallo Julia - oder soll ich Kerstin sagen? ;o)

Denn hinter Julia Corbin steckt die Fantasy-Autorin Kerstin Pflieger die sich mit 'Sternenseelen' in den Bereich der Jugendfantasy begeben hat und die in 'Die Alchemie der Unsterblichkeit' bereits erste Thrillereinflüsse im Bereich Fantasy hat einfließen lassen.

Dein Debütroman 'Die Bestimmung des Bösen' als Thrillerautorin ist am 09. Mai 2017 erschienen. Wie fühlt es sich an, wieder ein neues 'Baby' auf den Markt zu bringen und damit auch gleich ein neues Genre auszuprobieren?
"Für mich ist jede Neuerscheinung schrecklich aufregend und in einem neuen Genre gleich doppelt so sehr. Vor allem, da ich sehr lange an dem Buch gearbeitet habe. Es war für mich ein großer Schritt, es mit einem reinrassigen Thriller zu versuchen und manchmal nicht einfach. Um so gespannter bin ich natürlich, wie das Buch bei den Lesern ankommt."

In deinem neuen Buch geht es um Alexis Hall, eine Kommissarin mit wenig erfreulicher Vergangenheit. Für die Geschichte ist gerade das ein wichtiger Aspekt, war es einfach die Charaktere zu entwerfen, damit sie alle zusammen agieren können?
Bei wem hattest du die meiste Schwierigkeit? Und gibt es vielleicht reale Vorbilder - so ein kleines bisschen?

"Reale Vorbilder gab es in diesem Fall keine und ich habe die Figuren auch nicht bewusst nach einem Schema entworfen; sie sind einfach nach und nach in meinem Kopf entstanden und haben angefangen, mir ihre Geschichte zu erzählen. Als erstes war da Alexis mit ihrer Vergangenheit und den ganzen Fragen, die sie umtreiben. Ich hatte zuerst die Idee, sie als einzelnstehende, zentrale Figur zu nehmen. Nach und nach habe ich allerdings gemerkt, dass sie eine Partnerin braucht und so nahm Karen immer mehr Raum ein.
Mit meinen "guten" Figuren habe ich selten Schwierigkeiten. Es hat zwar gedauert, bis Karen mit mitgeteilt hat, dass sie eine Kriminalbiologin ist (angefangen hat sie als Gerichtsmedizinerin, war dann Psychologin, IT-Fachfrau ...), aber ihre Persönlichkeit stand schnell fest. Probleme habe ich oft mit den Antagonisten, also in Thrillern (unter anderem) den Mördern. Es fällt mir nicht leicht, mich in deren Psyche zu versetzen und herauszufinden, was jemand zu solchen Taten antreiben könnte. Gerade auch wenn diese Person der Öffentlichkeit eine ganz andere Seite zeigt."

Also zählst du eher zu den Autoren, die am besten nette Charaktere schreiben können =o)
"So würde ich das auch wieder nicht sagen. ;)
Am einfachsten fallen mir Charaktere, die ich von der Persönlichkeit spannend und interessant finde, ohne dass sie zu weit von meinen moralischen Vorstellungen entfernt sind. Die anderen Figuren haben dafür aber oft ihren eigenen Reiz, wenn ich versuche, mich in ihre kranke Gedankenwelt hineinzuversetzen."

Neben den Morden und den Ermittlungen, gibt es im Buch immer auch im die Biologie des Todes. Dafür haben wir Karen Hellstern als Kriminalbiologin. Ich - als zartbesaitete Leserin - fand es teilweise schon gruselig, wo und wie sich die verschiedenen Insekten auf dem menschlichen Körper ansiedeln. Du hast ein Biologiestudium hinter dir - ist das Teil deines Studiums gewesen oder kam das Interesse erst später dazu? Ist es ein Wunsch von dir in diesem Bereich zu arbeiten?
"Insekten waren natürlich ein zentraler Aspekt vom Studium und ich habe die Gelegenheit genutzt, um bei der Obduktion eines Menschen dabei zu sein. Eine gruselige, aber sehr interessante Erfahrung, deren Einzelheiten ich euch hier erspare. ;)
Für Krabbeltiere habe ich mich schon immer interessiert und habe später verschiedene Exkursionen mitgemacht, die sich mit dem Sammeln und Bestimmen von Insekten und Spinnen beschäftigten. Kriminalbiologie war bei uns aber leider kein Thema.
Heutzutage möchte ich nicht in diesem Bereich arbeiten. Dafür liebe ich das Schreiben zu sehr. Hätte ich damals allerdings von diesem Fachbereich gewusst, bzw. hätte es die Möglichkeit gegeben, sich auf dieses Gebiet zu spezialisieren, wäre es mit Sicherheit eine Option für mich gewesen. Die Arbeit eines Kriminalbiologen ist allerdings nicht halb so spannend, wie ich es in meinen Büchern darstelle. Als Autorin sucht man sich die aufregendsten Fälle heraus und kürzt viele Arbeitsschritte aus dramaturgischen Gründen ab."

Wenn du die Chance gehabt hättest und das Gebiet der Kriminalbiologin sich für dich erschlossen hätte - wärest du dann heute trotzdem eine Autorin geworden? Wie kamst du zum Schreiben?
"Ich schreibe seit meiner Kindheit. Angefangen hat es mit einfachen Kindergeschichten, die ich in diese Schulhefte mit Hilfslinien gekritzelt habe. Später wurden meine Geschichten immer umfangreicher. Der Wunsch Autorin zu werden, hat sich dann in der Schulzeit manifestiert. Da das Schreiben schon immer meine Leidenschaft war, denke ich schon, dass ich auch Autorin geworden wäre, wenn ich die Kriminalbiologie früher für mich entdeckt hätte. Auf der anderen Seite ist das ein sehr fordernder Beruf - wer weiß, ob ich da noch nebenbei die Zeit gefunden hätte."

Eine Sache die mich besonders beschäftigt hat war das 'kill:gen'. Am Ende schreibst du, was es damit auf sich hat und auf welche Art es bereits erforscht wird/wurde. Im Buch ist gerade dieses Gen für Alexis wie ein persönlicher Schatten über den sie sich kaum zu springen wagt. Man sagt ja immer 'Umgang formt den Menschen' - das ist nicht immer der Fall. Wie viel 'Dunkelheit' meinst du, steckt in jedem von uns? Oder sind es am Ende doch die Gene, die einen antreiben?
"Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Gene sehr viel von unseren charakterlichen Anlagen vorherbestimmen. Was wir allerdings daraus machen, liegt an uns und unserem Umfeld. Manchmal kann es auch schaden, wenn man zu viel über seine genetischen Veranlagungen weiß.
Ich denke, dass in jedem von uns eine gehörige Portion Dunkelheit steckt. Die meisten von uns können sie recht gut verstecken, aber wenn wir uns ansehen, was in der Welt geschieht, kann man sie meiner Meinung nach nicht leugnen. Oft zeigt sie sich in meinen Augen aber auch in den kleinen, gesellschaftskonformen Dingen. Wie viele von uns achten denn beim Einkaufen bei allen Produkten auf deren Herkunft? Dabei wissen wir genau, dass viele von ihnen unter unvorstellbarem Leid und Ausnutzung von anderen Menschen oder Tieren entstanden sind. Wir blenden es einfach aus oder suchen Entschuldigungen für unser Verhalten. Nicht viel anders machen es manche Menschen, die wir als "böse" einstufen."

Ja, da magst du Recht haben. Im Grunde ist es alles eine subjektive Wahrnehmung. Und trotzdem - Gott sei Dank - neigen die wenigsten von uns Menschen dazu zu morden.

Kommen wir mal zu den armen Frauen die ihr Leben lassen mussten, damit Alexis und Karen etwas zu untersuchen hatten. Wie kam dir die Idee zu den besonderen zur Schaustellungen? Man sagt ja immer, hinter solchen Büchern können nur kranke Geister stecken - aber ich kenne dich bereits ein wenig und kann dem in diesem Fall widersprechen ;o)
Gab es hier reale Fälle an denen du dich ein wenig orientieren konntest?

"Ja, leider gab es zahlreiche, reale Fälle dafür, allerdings waren die Opfer Hunde. In Spanien wurde und wird diese Tötungsmethode von manchen Jägern angewandt, um am Ende der Saison ihre überzähligen Jagdhunde zu entsorgen. Je schlechter der Hund bei der Jagd war, desto länger muss er leiden. Wenn man im Tierschutz aktiv ist oder sich damit beschäftigt, braucht man leider oft keine anderen Inspirationsquellen mehr."

Ist das mit ein Grund, warum in deinen Büchern so wenig Tiere wie möglich sterben müssen? Ich bin ein Freund der britischen Krimis und hier - gerade bei den Serien - gibt es immer wieder (unnötige) Tieropfer. Das wurmt mich etwas und so achte ich bei den Büchern penibel darauf, ob Tiere unnötig leiden oder sterben müssen.
Ich weiß, dass du selbst eine große Tierfreundin bist und selbst einigen Fellnasen ein zu Hause gibst. Fällt es dir deshalb schwer in deinen Geschichten Hand an die armen Kreaturen zu legen? Oder heiligt in Geschichten auch manchmal der Zweck die Mittel?

"Eine sehr komplexe Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt. :) Auf der einen Seite ist es sicherlich so, dass ich schon zu viele gequälte, sterbende und leidende Tiere sehen musste, um diese Erfahrungen beim Schreiben ausblenden zu können. Bei Menschen ist mir das (dank fehlender Erfahrungen) leichter möglich und ich gehe da eher sachlich heran und konzentriere mich auf die Fakten. Die Tatsache, dass ich gerne Horrorfilme, Thriller ... schaue, macht es sicherlich auch leichter. In meinem Kopf läuft beim Schreiben meistens auch ein Film ab.
Auf der anderen Seite hat es für mich aber auch etwas mit dem "Zweck" zu tun, warum man Thriller schreibt und liest. Einer der Gründe ist für mich ganz klar, dass ich mich gruseln möchte und vielleicht auch etwas fürchten. Wenn dort eine Frau gejagt wird, kann ich mich mit ihr identifizieren und schlüpfe ein wenig in ihre Rolle. Ich denke, dass es vielen Lesern so geht, dass sie sich nicht an den Qualen der Opfer erfreuen, sondern gedanklich eher mit ihnen fiebern und vielleicht in ihre Haut schlüpfen. Bei einem Tier ist das selten der Fall und dadurch in meinen Augen meistens überflüssig."

Wie wird es weiter gehen mit Alexis und Karen? Es wird doch wohl weitergehen, oder?
"Es wird definitiv weitergehen! Der zweite Band ist bereits geschrieben und befindet sich gerade im Lektorat. Ein dritter Band ist in Vorbereitung. Zu viel möchte ich nicht verraten, aber im nächsten Buch wird sich Alexis natürlich weiterhin mit ihrer Herkunft beschäftigen, während sie mit einem sehr verzwickten Fall konfrontiert wird. Da ich Karen als Figur liebe, bekommt sie auch etwas mehr Platz, um ihre Sicht der Dinge beizutragen."

Und Oliver? Wie sieht es mit ihm aus? Ich denke da gerade an das Verhältnis als Partner zwischen Alexis und ihm.
"Oliver wird weiterhin Alexis enger Freund und ihre Stütze sein. Sie müssen im zweiten Band da natürlich noch ein paar Dinge aufarbeiten, aber Oliver ist viel zu gutherzig, um Alexis fallenzulassen.
Ich habe momentan auch keine Pläne aus den beiden ein Liebespaar zu machen. Ich fände es auch etwas schade, da es mich persönlich nervt, dass aus fast jeder Freundschaft zwischen Mann und Frau in Film und Literatur früher oder später ein Liebespaar wird (außer eine Seite ist homosexuell). Es gibt auch rein platonische, langjährige Freundschaften! :)"

Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten bis es weiter geht mit den beiden toughen Damen - und auch mit Oliver ;o)
"Das freut mich! :)"

Liebe Julia, ganz lieben Dank für deine Zeit und die spannenden Antworten. Ich wünsche dir den größtmöglichen Erfolg mit deinem neuen Buch =o)

Für euch, liebe Leser kommt nun die Chance eins von zwei signierten Exemplaren von Die Bestimmung des Bösen zu gewinnen.

Was ihr dafür tun müsst, ist ganz einfach: Kommentiert einfach bis zum 26. Mai 2017 unter diesem Beitrag in welcher Rolle ihr euch eher sehen würdet - in der Rolle von Alexis Hall als Kommissarin oder in der Rolle von Karen Hellstein als Kriminalbiologin und warum.

Unter allen Kommentaren ziehen wir die Gewinner und hoffen euch damit ein paar spannende Lesestunden zu bescheren.

Viel Glück!
Eure nef

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