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06.

Nov 2012

~ND

Measuring Up

Der letzte Schultag vor den Sommerferien war der schlimmste Tag in Annabels Leben. Schon immer haben einige ihrer Mitschüler auf der 17jährigen herumgehackt, weil sie ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat, doch der Streich, der ihr an jenem letzten Schultag gespielt wurde, war ein neues Tief.
Also nimmt sie ihren gesamten Mut zusammen, um endlich etwas dagegen zu tun und meldet sich in einem Fitnessstudio an. Als ob es nicht schon erniedrigend genug wäre, sich vor einem Fremden schwitzend und strampelnd zum Affen machen zu müssen und sich anschließend von ihm wiegen und messen zu lassen, stellt sich ihr neuer Trainer Tegan auch noch als männlich heraus. Und in ihrem Alter. Und extrem gutaussehend.
Natürlich traut Annabel ihm auf Anhieb nicht über den Weg. Mit gutaussehenden Jungs hat sie keine guten Erfahrungen gemacht und Tegan kann da keine Ausnahme sein. Doch je näher sie ihm kommt, umso klarer wird ihr, dass sie ihm vielleicht doch unrecht getan hat.
Doch kann Annabel sich in jemanden verlieben, wenn sie sich selbst nicht leiden kann? Besonders, wenn sie sich ihm so unterlegen fühlt?

Eigentlich gibt es Geschichten wie Measuring Up von Nyrae Dawn wie Sand am Meer. Man konnte auch hier eigentlich von Anfang an sagen, dass diese Geschichte nicht unbedingt etwas Neues bietet. Trotzdem hatte das Buch einen Charme, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Annabel gibt prinzipiell einen ziemlich guten Hauptcharakter ab. Wenn sie will und sich mal nicht von ihren Komplexen bremsen lässt, ist sie eine sehr witzige und schlaue junge Frau. Leider hat sie aber nun einmal ihre Komplexe und die machen ihr sehr viel kaputt. Alles steht und fällt mit ihrem Gewicht und auch wenn sie sehr unter einigen ihrer Mitschüler leidet, so ist das eigentliche Problem doch ihre Mutter. Für mich war die Darstellung von Annabels Eltern mitunter das Beste an diesem Buch. Auch wenn ich persönlich ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen kann, haben sie doch für ein paar der spannendsten Knackpunkte der Geschichte gesorgt. Denn auch Eltern sind nicht fehlerlos, selbst wenn sie krampfhaft versuchen, diesen Schein nach außen zu erwecken und das wird in dem Buch sehr gut vermittelt.
Apropos fehlerlos: Perfekt ist in diesem Buch tatsächlich niemand. Auch wenn vor allem Tegan zunächst den Anschein erweckt. Doch auch er schleppt einiges Gepäck mit sich herum, das im Endeffekt eines der interessantesten Probleme schafft.
Measuring Up ist das mittlerweile dritte Buch, dass ich von Nyrae Dawn gelesen habe und in allen, hat mir ihr Schreibstil ausgesprochen gut gefallen. Er ist schlicht und einfach, die Jugendsprache fühlt sich nicht aufgesetzt oder übertrieben an und wirkt recht realistisch. Sogar die Rechtschreibfehler, die bei den kleineren selbstpublizierten Autoren leider Gang und Gebe sind, halten sich in diesem Fall einigermaßen in Grenzen (der ein oder andere ist dennoch dazwischen gerutscht).

Was mich aber doch ab einem gewissen Punkt arg genervt hat, war die ständige Wiederholung von Annabels Ängsten, Komplexen und Befürchtungen. Ich verstehe, dass sie ihre ständigen Begleiter sind und einen Großteil ihres Lebens bestimmen und natürlich außerdem ein sehr wichtiger Teil der Geschichte sind. Doch man hätte es vielleicht doch ein wenig dezenter und subtiler einbauen können. Es wird schon sehr viel darauf herumgeritten und dadurch wirkt Annabel das ein oder andere Mal ein wenig zu weinerlich.

Doch wenn einen diese Art von Geschichte grundsätzlich reizt, der sollte sich Measuring Up von Nyrae Dawn dennoch nicht entgehen lassen. Ich bin mir sicher, viele junge Mädchen finden sich in der ein oder anderen Art in Annabel wieder, genauso wie wohl die meisten das Thema selbst nachvollziehen können. Abgerundet mit sympathischen Charakteren, Humor und einer großen Portion Romantik bietet Measuring Up definitiv ein paar nette Lesestunden.

Leider bin ich mir ziemlich sicher, dass es auch dieses Buch vermutlich nie in deutscher Übersetzung geben wird. Es ist aber in jedem Fall einen Versuch auf Englisch wert.

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