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08.

Feb 2012

~nia

The Chaos / Den Tod vor Augen

Enthält Spoiler für Time to run / Den Tod im Blick.

Das Jahr 2027 neigt sich dem Ende zu und der 1.1.2028 rückt immer näher. Schon Jem hat das Todesdatum in viel zu vielen Augen von Menschen aus London gesehen - einer der Gründe, warum sie mit dem kleinen Adam nach Weston-super-Mare gezogen ist. Doch Jem ist seit 8 Jahren tot und ihr Sohn Adam ist inzwischen 16 Jahre alt. Zusammen mit seiner Oma Val wird er gezwungen, den Ort seiner Kindheit zu verlassen, da die steigenden Meeresspiegel das Küstenland unerbittlich immer weiter erobern. Adam landet da, wo er nie hinwollte - in London, genauer gesagt in Vals Haus, in dem Zimmer, indem schon sein Vater Terry gewohnt hat.
Um sich herum sieht er Scharen von Menschen, die an den ersten Januartagen 2028 sterben werden - manche durch Feuer, andere durch Ertrinken, wieder andere durch große Massen, die ihnen die Luft abschnüren. Ebenso wie Jem, hat Adam nicht nur die Fähigkeit geerbt, den Tod seines Gegenübers zu erblicken, sondern auch noch zu spüren, wie und mit welcher Gewalt er sich seinen Weg bahnt. Und so leidet Adam Höllenqualen, jedes Mal, wenn er den Fuß vor die Tür setzen muss und anderen Menschen begegnet.

Sarah hat ganz andere Probleme. Ihr Vater hält die 15-Jährige in einem goldenen Käfig gefangen: er fährt Sarah zur Schule, holt sie ab und kontrolliert jegliche ihrer Aktivitäten. Sarah ist schon aus einigen Schulen rausgeflogen und gilt als extrem schwierig. Dass sie aber so unnahbar ist und niemanden an sich ran lässt, hat einen gewichtigen Grund, der sie sobald als möglich aus ihrem Zuhause fliehen lässt. Seit einiger Zeit träumt sie zudem immer wieder von einem Jungen, der ihr - eingeschlossen in einem brennenden Inferno - das Allerliebste in ihrem Leben wegnimmt. Egal, was sie auch tut, die Träume kommen Nacht für Nacht.

Dann begegnen sich Adam und Sarah an seinem ersten Schultag und beide sind wie vom Blitz getroffen: Adam sieht in Sarahs Augen, dass er ihr in etwa 50 Jahren bei ihrem Tod beisteht. Ein Tod, der so süß und leicht und willkommen ist, wie er es noch nie zuvor gespürt hat. Sarah hingegen hat mit Adam den personifizierten jungen Teufel aus ihrem Albtraum vor sich, der sie vor Angst zittern lässt...

Rachel Wards The Chaos / Den Tod vor Augen liefert eine ziemlich interessante Ausgangssituation. Das Buch ist spannend, auch wenn man sich als Leser recht bald vorstellen kann, welche Katastrophe da auf London zukommt. Doch damit endet schon das, was ich positives über das Buch sagen kann. Obwohl Rachel Ward Schreiben kann, verströmt das Buch eine Agressivität und erzählt seine Geschichte in einem so rüden Ton, dass es mir nur an wenigen Stellen gefallen hat. Adam, Sarah und auch Val haben es in ihrem Leben sicher nicht immer einfach gehabt, aber wie sie miteinander umgehen, finde ich einfach schrecklich. Adam schreit Val, die er eigentlich innig liebt, ständig an und versucht, oft absichtlich, verletzend zu sein. Val wiederum gibt Adam, mehr als einmal gepfefferte Ohrfeigen - für mich ein absolutes 'no go' im Umgang mit Menschen, insbesondere wenn es sich um Familienmitglieder handelt. Sarah schreit Adam ebenfalls oft an und wirft ihm sogar einen Stein an den Kopf, ohne dass er weiß warum. Vielleicht gibt es Milieus, in denen ein solches Verhalten Gang und Gäbe ist, bei mir löst das einfach nur Entsetzen aus.

Da ich beschlossen habe, 2012 strenger mit meinen Bewertungen zu sein, bekommt The Chaos / Den Tod vor Augen nicht mehr Sterne als sein Vorgänger. Dabei hat mir das Buch - trotz der oben genannten Kritik - beim Lesen mehr Spaß bereitet als Time to run / Den Tod im Blick. Grund dafür ist der Perspektivenwechsel zwischen Adam und Sarah und damit die Gelegenheit, die innige Beziehung zwischen Sarah und Mia hautnah erleben zu dürfen. Hier trifft Rachel Ward wirklich genau ins Schwarze.

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