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02.

Jun 2012

~nia

The Selection / Selection

Die 17-jährige America Singer und ihre Familie gehören zu den Fünfern, der Kaste der Künstler. In Illéa gibt es insgesamt acht Kasten, die Spanne reicht von den reichen und verwöhnten Einsern bis hin zu den joblosen und damit im Elend lebenden Achtern. America ist eigentlich relativ zufrieden mit ihrem Schicksal als Fünfer, da sie für ihr Leben gern Klavier und Geige spielt und dazu singt. Allerdings wünscht sie schon häufigere und regelmäßigere Aufträge für die ganze Familie, da Geld und Essen oft knapp sind. Man kann nur wenig tun, um aus seiner Kaste aufzusteigen. Ein Weg wäre eine Hochzeit mit jemandem aus einer höheren Kaste. Eine weitere Möglichkeit gibt es immer dann, wenn der Prinz aus Illéas Herrscherfamilie eine Braut sucht. Dann wird von der Königsfamilie aus jeder Provinz ein Mädchen ausgesucht, dass sich zur sogenannten Selektion (Auslese, Auswahl) angemeldet hat. Insgesamt 35 Mädchen werden in den Palast eingeladen und dürfen um die Gunst des Kronprinzen buhlen - mit der Aussicht, die zukünftige Königin des Landes zu werden.

Jetzt ist es wieder soweit: Der 19-jährige Prinz Maxon sucht eine Frau. Und da America das Selektionsalter erreicht hat, drängt ihre Mutter sie dazu, sich anzumelden. America will aber nicht, ist sie doch schon seit 2 Jahren unsterblich in Aspen verliebt. Doch davon ahnt ihre Familie nichts, was auch besser so ist. Als Sechser steht Aspen nämlich eine Kaste unter ihr. America ist davon überzeugt, dass sie es zusammen schon schaffen werden. Doch nur sehr wenig Frauen heiraten in eine niedrigere Kaste ein, da sie damit unweigerlich in die Kaste des Mannes absteigen. Und nicht nur ihre Mutter drängt America zur Teilnahme an der Selektion, auch Aspen möchte, dass sie sich anmeldet und die geringe Chance auf ein besseres Leben nicht vergibt. Diesem zweifachen Druck kann America nicht standhalten und so meldet sie sich schließlich an. Sie tut es in dem festen Glauben, nicht ausgewählt zu werden. Doch es kommt wie es kommen muss: America ist eines von 35 Mädchen, dass in den Palast eingeladen wird und deren Leben dadurch völlig auf den Kopf gestellt wird...

Die Idee, ein dystopisches Setting mit einer märchenhaften Bachelor-Variante zu koppeln, ist ungewöhnlich und sehr unterhaltsam. Ich habe The Selection / Selection von Kiera Cass mittags angefangen zu lesen und konnte nicht mehr aufhören, bis ich das Buch noch am selben Abend beendet hatte. Das lag natürlich auch an der tollen Idee, aber noch mehr an America. Schon bevor sie überhaupt ausgewählt war, hatte sie schon mein Herz erobert. Sie ist lustig, lebensfroh und lässt sich auch von den Widrigkeiten des Lebens nicht lange unterkriegen. Obwohl sie mit wehem Herzen im Palast ankommt, schafft sie es in kürzester Zeit, Freunde zu finden: unter den Konkurrentinnen, unter den Dienstboten und - am außergewöhnlichsten - in Prinz Maxon persönlich.
Mit Maxon ist Kiera Cass der nächste großartige Charakter von der Feder gesprungen. Bringt der Leser ihm - zunächst durch Americas Sicht der Dinge geleitet - eine gewissen Antipathie entgegen, kann er dennoch extrem schnell punkten. Maxon ist zwar ein Prinz, hat aber ein unprätentiöses Wesen, ist extrem herzlich und hat einen ganz eigen weltfremden Charme, der etwas welpenhaftes an sich hat und dem man einfach erliegen muss.

Das einzige, was man bekritteln kann, ist die Tatsache, dass der dystopische Charakter der Geschichte erst einmal ein wenig kurz kommt. So gibt es zwar eine interessante Übersicht, wie aus den ehemaligen USA das heutige Illéa geworden ist. Auch die verschiedenen revolutionären Lager werden schon mal vorgestellt. Bislang sehen America und Maxon zwar die Defizite des Kastensystems und versuchen, mit ihren jeweiligen Möglichkeiten, es zu verbessern. Doch die Idee, das gesamte System zu ändern, ist bislang noch nicht aufgetaucht. Das kann aber noch kommen. Denn The Selection / Selection von Kiera Cass ist - wie sollte es anders sein - der erste Band einer Trilogie. Leider wird Teil 2 wohl erst im Frühjahr 2013 erscheinen. Ich hoffe, die Reihe erscheint auch auf Deutsch - es wäre eine Schande, wenn nicht. Bis dahin möchte ich allen, die gerne Englisch lesen, dieses kurzweilige, witzige und charmante Buch mit dem wunderschönen Cover ans Herz legen.

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