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13.

Feb 2011

~nia

Ruf der Tiefe

Hawaii 2018. Der 16-jährige Leon lebt den Großteil des Jahres auf der Tauchstation Benthos II, die 500 Meter unter der Meeresoberfläche liegt. Dort arbeitet er zusammen mit seiner Tauchgefährtin Lucy, einem Krakenweibchen, für einen großen Konzern als Flüssigkeitstaucher. Das sind junge Elitetaucher, die sich im Wasser in Tiefen von bis zu 1000 Metern wagen können. Dies funktioniert, indem sie mithilfe der Flüssigkeit Perfluorcarbonat direkt aus dem Wasser atmen. Leon und Lucy suchen in der Tiefsee des Pazifiks zusammen mit drei weiteren Mensch-Tier-Paaren nach Rohstoffen zur Energiegewinnung und nach neuen Arten. Für Leon ist diese Arbeit das pure Vergnügen: Er liebt das Meer und all seine Geschöpfe, im Wasser und der Dunkelheit der Tiefsee ist er Zuhause, an Land dagegen fühlt er sich buchstäblich wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Die 15-jährige Carima macht mit ihrer Mutter Urlaub auf Hawaii. Carima lebt normalerweise bei ihrem Vater. Mutter und Tochter sehen sich nur selten und haben nicht das beste Verhältnis zueinander. Einzig das Tauchen macht beiden Spaß und so wollen sie sich die Gelegenheit, Benthos II einen Besuch abzustatten, nicht entgehen lassen. Auch Carima liebt das Meer und ist sowohl von Leon als auch der Fremdartigkeit der Tiefsee fasziniert.

Plötzlich wird die Arbeit der Flüssigkeitstaucher extrem gefährlich, weil das Meer verrückt zu spielen scheint: Es breiten sich Todeszonen aus, die die verschreckten Tiefseebewohner an die Wasseroberfläche scheuchen. Das wiederum sorgt an Land für Panik. Bei einem verbotenen Tauchgang machen Leon und Lucy eine schreckliche Entdeckung, und bald sind das Krakenweibchen und Carima, die junge Touristin von 'oben', Leons einzige Verbündete.

Der Jugendbuchautorin Katja Brandis und dem Biologieprofessor Hans-Peter Ziemek ist mit Ruf der Tiefe ein außergewöhnlicher und extrem unterhaltsamer Roman gelungen. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht des talentierten, aber weltfremden und schüchternen Leons und der charmanten, aber gar nicht so glücklichen Carima erzählt. Dabei bietet die Tiefsee mit ihrem gewaltigen Artenreichtum einen spannenden und faszinierenden Schauplatz. Es werden unter anderem Themen wie Ressourcenknappheit, Klimawandel und Stammzelltherapie angesprochen, ohne dass es belehrend wirkt oder die Handlung dadurch ins Stocken gerät.

Neben den gelungenen und plastischen Beschreibungen der Meeresbewohner ist mir die Aufmachung des Buches besonders positiv aufgefallen: Es gibt eine Meereskarte von den Hawaii-Inseln, ein leicht verständliches Glossar der Fachbegriffe und ein Nachwort, welches sich mit der Frage beschäftigt, was an Ruf der Tiefe (schon) Wirklichkeit und was (noch) Fiktion ist. Auch dadurch wird man zum Nachdenken über den immer stärker gefährdeten Lebensraum Meer angeregt.

Mir ging es mit dem Buch wie der Autorin Isabel Abedi: "Dem Sog der Geschichte konnte ich mich nicht entziehen. Nach drei Seiten war ich abgetaut, nach dreißig Seiten rettungslos versunken..." Einziger Kritikpunkt: Das Ende ist etwas kurz geraten. Hier hätte ich doch gerne ausführlicher gelesen, wie es Leon, Lucy und Carima oder auch Billie und Julian weiter ergeht. Aber vielleicht ist das knappe Ende ein Hinweis darauf, dass es ein Wiedersehen mit den Protagonisten geben wird?
Fazit: Ein fast perfektes Jugendbuch.

Für das Rezensionsexemplar danke ich ganz herzlich dem Verlag BELTZ & Gelberg.

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