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31.

Jul 2016

~nia

American Gods / American Gods

Shadow Moon sitzt im Knast, weil er bei einem in die Hose gegangenen Raubüberfall erwischt wurde. Wegen guter Führung ist die Strafe von ursprünglichen 6 Jahren aber auf 3 reduziert worden. Nur noch eine Woche bis diese Zeit abgelaufen ist. Doch am Tag vor seiner Entlassung verunglückt Shadows Frau Laura tödlich bei einem Autounfall. Auch sein bester Freund, der Fahrer, kommt dabei ums Leben. Auf dem Weg zu Lauras Beerdigung lernt Shadow im Flugzeug den ominösen Mr. Wednesday kennen, der mehr über Shadow zu wissen scheint, als dem geheuer ist. Wednesday bietet Shadow einen Job an: Als Mädchen für Alles und Bodyguard soll Shadow Wednesday bei seiner Mission zur Verfügung stehen. Shadow findet Wednesday irre und ein wenig unheimlich, aber auch faszinierend. Den Job will Shadow zunächst nicht annehmen, doch bei einem der seltsamsten Kneipenbesuchen allerzeiten - Met-Konsum inklusive - nimmt Shadow Wednesdays Angebot an. Am nächsten Tag wird Laura beerdigt, Shadow entführt und der Start in die Mission gestaltet sich alles andere als reibungslos...

Neil Gaiman ist ein Meister der Zunft. Sein Buch Neverwhere / Niemalsland (Amazon-Partnerlink*) ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und auch Graveyard Book / Das Graveyard-Buch (Amazon-Partnerlink*) hat mir viel Freude bereitet. Trotzdem hat es ein wenig gedauert, bis ich mich an American Gods / American Gods gewagt habe. Grund dafür war, dass es lang ist und ich es, wenn, unbedingt im Original lesen wollte. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich fit genug dafür gehalten habe und nun habe ich es endlich geschafft. Die Wartezeit hat sich absolut gelohnt. Was für ein Trip. Nicht nur auf den Straßen der USA, sondern auch durch Zeit, Raum und Mythologie. Der Schreibstil ist eine Wonne und die Story enthält Elemente von Horror, Fantasy und natürlich den schon erwähnten Roadtrip. Das Buch wird - von zahlreichen Nebenschauplätzen abgesehen - aus Shadows Sicht erzählt, und der ist einfach ein absolut genialer Hauptcharakter. So ruhig im Anbetracht von Göttern, Übernatürlichem und absolut verrückten Geschehnissen zu bleiben, ist eine Kunst für sich. Anfangs könnte man meinen, dass er vielleicht zu einfach gestrickt ist, um zu begreifen, was um ihn herum geschieht, weil er eher wortkarg ist und die Dinge so nimmt, wie sie kommen. Aber Shadow ist kein bisschen dumm und am Ende ist er derjenige, der... ah, natürlich wird das hier nicht verraten.

Zentrales Element in American Gods / American Gods ist aber die Mythologie und die Idee, dass die Götter nur durch die Menschen in die Welt gesetzt werden, weil und solange Menschen an sie glauben. Mr. Wednesday ist niemand anders als die von den Wikingern ins Land gebrachte Version von Odin (oder Wotan), dem nordischen Göttervater. Doch er ist nur einer von einem Pottpurri an Göttern und Göttinnen, die in American Gods / American Gods ihren Auftritt haben. Neben weiteren nordischen Göttern, gibt es ägyptische, indische, afrikanische, slawische Götter, auch einige Sagengestalten haben sich ein Leben erschlichen. Hinzu kommen die modernen Götter, denen Mr. Wednesday den Kampf angesagt hat. Diese sind Inkarnationen des modernen Lebens, etwa die Medien, das Internet, die heutigen Transportwege und die Börse.

Nach und nach erfährt Shadow warum er eigentlich in die Geschichte reingeraten ist und welche Rolle Wednesday und sein Bruder Low-Key Lyesmith ihm zugedacht haben. Auch warum sein Frau Laura, obwohl tot, ihm doch immer wieder zur Hilfe kommt und was es mit dem etwas zu idyllischen Örtchen Lakeside auf sich hat. Es ist eine absolut irre Geschichte und soweit ich das im privaten Umfeld und im Internet eruieren konnte, liebt oder haßt man sie mit eifriger Hingabe. Neil Gaiman ist sich dieser Tatsache bewusst und schreibt selbst ein paar Worte dazu in der Jubiläumsausgabe, die 2011 in einer abgeänderten und etwas längern Version erschienen ist. Mir selbst hat das Buch sehr, sehr gut gefallen. Einzig die etwas langatmigen Beschreibungen von manchen Dingen, etwa Shadows Münztricks, sorgen für den leichten Punktabzug. Von der Idee und der Umsetzung in American Gods / American Gods war ich mehr als angetan.

Sehr passend ist übrigens, dass 2017 eine von Brian Fuller und Michael Green produzierte TV-Serie an den Start geht, bei der Neil Gaiman auch an den Drehbüchern mitgeschrieben hat. Der erste Trailer ist der Hammer und ich freu mich schon jetzt auf den Start. Aber macht euch doch selbst ein Bild: YouTube

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