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11.

Aug 2015

~ND

The Deep of the Sound

Avery ist nicht mehr glücklich mit seinem Leben. Er lebt in einem kleinen Apartment in Hollywood und verdient sein Geld als freiberuflicher Journalist. Sein nichtsnutziger Freund Billy drängt ihn dazu sich endlich einen "anständigen" Job zu suchen bei dem er mehr verdient, hat aber nichts dagegen Averys Geld mit beiden Händen auszugeben, da seine eigene Stelle als Praktikant in einer Bank unbezahlt ist. Und Averys Eltern können auch nach Jahren nicht akzeptieren, dass ihr Sohn schwul ist und tun es weiterhin als jugendliche Phase ab.
Das Einzige, was Avery noch ein wenig Freude bereitet, sind seine Wolf's Landing Fanfiction Geschichten, für die Billy nichts weiter als Verachtung übrig hat. Als Avery die Möglichkeit hat zu einer Wolf's Landing Convention am Original-Drehort Bluewater Bay zu fahren beschließt er kurzerhand, dass er damit sein neues Leben beginnt. Also packt er seine Sachen, verlässt Billy und sagt Hollywood Lebewohl. Es könnte alles so einfach sein - doch nichts in Averys Leben ist jemals einfach glatt gelaufen...

Das muss auch Cal bald feststellen. Denn er ist es, der Avery aufliest, als sein Auto schließlich endgültig den Geist aufgibt und 40km vor Bluewater Bay liegen bleibt. Eigentlich hat er aber keine Zeit sich um den nerdigen jungen Mann mit der dicken Brille und den leicht abstehenden Ohren zu kümmern, egal wie niedlich er auch ist. Schließlich hat Cal alle Hände voll zu tun mit seiner eigenen Familie. Sein Bruder hat eine ganze Reihe an Störungen, von denen Autismus nur die Spitze des Eisberges ist. Und sein Großonkel Nascha leidet an Alzheimer und braucht ebenfalls ständige Aufsicht. Dazu kommt noch, dass Cal zwei Jobs braucht, um ihre stetig steigenden Arztrechnungen einigermaßen im Griff zu behalten.
Avery, der bei all seinem Pech ganz dringend Hilfe zu brauchen scheint, sollte deshalb der Letzte sein, den Cal in sein Leben lässt...doch was, wenn er ausgerechnet der Mensch ist, der sich ausnahmweise mal um Cal kümmern könnte?

Ehrlich gesagt habe ich mich am Anfang ganz schön schwer getan mit The Deep of the Sound von Amy Lane. Die Autorin stellt erst einmal beide Hauptfiguren und ihre Situationen in aller Ausführlichkeit vor. Wir erleben Avery in seiner unglücklichen Beziehung mit Billy und Cals alltäglichen Kampf um das Wohlsein seiner Familie. An sich ist das nichts Schlechtes, denn vor allem in Cals Fall gibt es da wirklich eine Menge zu erzählen. Trotzdem war der Anfang sehr träge. Es gibt einige Situationen die einfach nicht interessant waren. Dazu kommt, dass Amy Lane einen ganz eigenen Schreibstil hat, der zunächst erst mal ziemlich verwirrend und nicht immer ganz authentisch war. Vor allem Averys Eltern und Billy verhalten sich manchmal sehr unnatürlich und die Dialoge mit ihnen haben keinen natürlichen Fluss.
Das ist eigentlich ein Problem, das im Laufe des Buchs immer wieder aufkommt, das aber zum Glück später nicht mehr ganz so auffällt. Zwar sind auch manche der Gespräche zwischen Avery und Cal etwas schwer zu folgen, einfach weil sie zwischen Themen und Emotionen hin und herspringen, aber es war ein wenig gemäßigter. Geholfen hat da ganz sicher, dass ich Cal und Avery ziemlich gern mochte. Avery ist ein etwas tollpatschiger Happy-Go-Lucky Typ, der immer positiv bleibt, der aber nicht das beste Selbstbewusstsein hat, einfach weil er nicht wie ein Model aussieht - und an einem Ort wie Hollywood, das von Menschen wie Billy nur so wimmelt, kratzt das ganz schnell am Selbstwertgefühl. Cal ist sein komplettes Gegenstück: Er sieht ziemlich gut aus und hat durch seine indianischen Wurzeln etwas Exotisches. Außerdem ist er ein ziemlich grantiger Kerl, der eigentlich am liebsten mit niemandem reden will. Das Leben ist schon anstrengend genug, ohne dass er sich noch zusätzliche Pflichten auflastet. Deswegen fand ich auch Cals und Averys Beziehung sehr schön zu beobachten, einfach weil sie den beiden sprichwörtlich vor Augen führt, was ihnen fehlt - für Avery ein Mensch, der ihm die Belanglosigkeit seiner Probleme vor Augen führt und für Cal jemand, der sich endlich mal um ihn kümmert.
Besonders spannend fand ich daher Cals Familie. Wie gesagt haben Nascha und Keir erhebliche gesundheitliche Probleme, die Cal nach dem Tod seiner Eltern ganz alleine schultern muss. Dieser Teil der Geschichte hält sowohl sehr schöne, als auch wirklich traurige Momente bereit. Es ist wirklich eine verdammt schwierige Situation die Cal da zu bewältigen hat und ich hätte mir sehr gewünscht, dass Amy Lane hier noch mehr in die Tiefe gegangen wäre und die Probleme besser erklärt hätte. Denn auch hier nimmt ihr etwas verwirrter Schreibstil ein wenig das Potenzial. Teilweise ist sie nicht mal bei den Titeln ganz klar. Z.B. ist Nascha mal der Großonkel, dann wieder der Großvater.

Deswegen sollte man es sich zwei Mal überlegen, ob man The Deep of the Sound von Amy Lane lesen möchte. Es gab sehr schöne Szenen und vor allem das Ende gefällt mir, allerdings hat der Schreibstil und die Einfachheit des Leseflusses einiges zu wünschen übrig gelassen.
Übrigens braucht man wie bei allen Büchern der Bluewater Bay Reihe auch hier eigentlich kein Vorwissen. Die einzige Gemeinsamkeit aller Bücher ist, dass sie in Bluewater Bay spielen und zumindest am Rande Wolf's Landing erwähnen.

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