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29.

Aug 2015

~ND

The Understatement of the Year

Schon seit Jahren gelingt es Michael Graham alle um ihn herum und im Grunde auch sich selbst zu belügen. Er geht auf die richtigen Parties, schläft mit den richtigen Mädchen, ist ein guter Eishockey Spieler und hält ansonsten den Ball eher flach. Keiner ahnt, was wirklich in Graham vor sich geht und wieso er zunehmend zur Flasche greift, um seine Fassade aufrecht zu erhalten.
Doch die droht in der Sekunde zusammen zu brechen, in der der neue Spieler seiner Eishockey Mannschaft in der Umkleide auftaucht: John Rikker. Denn obwohl Graham so tut, als wäre ihm Rikker noch nie zuvor begegnet, waren die beiden früher mal die besten Freunde - zumindest bis Graham alles kaputt gemacht hat.

Eigentlich dachte Rikker, er wäre über die Sache, die da in einer Gasse in seinem Heimatort vor über fünf Jahren passiert ist, hinweggekommen. Doch als er Graham zum ersten mal seit er 16 war wieder gegenübersteht und der ihm nicht mal an die Augen schauen kann, geschweige denn sich dazu bekennt lässt, dass die beiden sich bereits begegnet sind, ist er nicht nur stinksauer, sondern auch erstaunlich verletzt.
Doch was solls, Rikker hat wichtigere Probleme, als sich über seinen früheren besten Freund zu ärgern. Schließlich war sein Wechsel zum Harkness College und seiner Eishockey Mannschaft nicht gerade freiwillig - er wurde rausgeschmissen, nachdem rauskam, dass Rikker schwul ist. Doch auch in seiner neuen Mannschaft sind nicht alle begeistert die Kabine mit ihm teilen zu müssen. Am aller wenigsten Graham.

Doch wie lange kann Graham seine und Rikkers Vergangenheit noch geheimhalten - und vor allem zu welchem Preis?

The Understatement of the Year von Sarina Bowen ist das dritte Buch in der The Ivy Years Reihe und diesmal hat die Autorin die Dinge ein bisschen anders aufgezogen. Zwar haben wir auch dieses Mal wieder jemanden, der neu an das Harkness College kommt, doch im Gegensatz zu den anderen Büchern haben wir dieses mal zwei Männer, die (hoffentlich) zueiander finden - oder genauer gesagt wiederfinden, denn wie gesagt kennen Rikker und Graham sich eigentlich bereits sehr gut. Das gibt der Geschichte natürlich von Anfang an eine ganz andere Intensität. Denn von dem Moment an, in dem Rikker die Kabine betritt, ist Grahams Leben auf den Kopf gestellt. Er sieht sein vorsichtig aufgebautes Netzt in sich zusammenbrechen mit einem Wort von Rikker. Und er könnte ihm nicht mal böse sein, falls der ihn auffliegen lässt nach all dem was er ihm angetan hat.
Graham hat es einem oft wirklich nicht einfach gemacht ihn zu mögen. Er behandelt Rikker manchmal dermaßen schlecht und respektlos, dass man ihn am liebsten schütteln möchte. Er zeigt nicht die Spur von Rückgrat und nichts ist ihm wichtiger, als was andere von ihm denken. Er entwickelt eine regelrechte Paranoia. Trotzdem hat er mir die meiste Zeit ziemlich leid getan, denn er ist ein absolutes Wrack. Schon bevor Rikker wieder in sein Leben trat hat er Alkohol gebraucht, um seine Scharade einigermaßen aufrecht zu erhalten und das wird nur immer schlimmer. Seinen Flachmann hat er immer dabei. Graham macht sich selbst kaputt, kann aber nichts daran ändern, er kommt einfach nicht aus seinem eigenen Kopf raus. Deshalb konnte ich ihm irgendwie nie wirklich böse sein - er war eher bemitleidenswert.
Rikker ist ein ganz anderer Fall. Er hat genug davon sich zu verstecken, auch wenn sein Outing alles andere als freiwillig war. Jetzt ist die Katze allerdings aus dem Sack und er ist froh darüber. Er könnte zwar ohne die ganze Aufmerksamkeit leben, die ihm das einbringt, und die schmutzigen Blicke einiger seiner neuen Teamkollegen sind auch nicht gerade angenehm, aber es ist nun mal wie es ist und er wird sich durchkämpfen. Wie immer. Denn Rikker hat wirklich schon einiges durchgemacht und nicht zuletzt deswegen mochte ich ihn richtig gern.
Die Handlung selbst hält allerdings nicht sonderlich viele Überraschungen parat und entwickelt sich relativ vorhersehbar. Das ist aber eigentlich gar nicht mal so schlimm gewesen, denn The Understatement of the Year ist emotional genug, um trotzdem sehr unterhaltsam zu sein. Es geht gar nicht mal so sehr um die Romantik, sondern um die größeren und kleineren Probleme die Graham und Rikker durchstehen müssen. Zur Seite stehen ihnen eine ganze Reihe von Nebencharakteren, die für viel Abwechslung sorgen und teilweise einfach großartig waren. Da wären z.B. Rikkers Ex-Freund Skippy, dem immer noch sehr viel an Rik liegt, oder Grahams beste Freunde und frühere Bettgeschichte Bella.

Unterm Strich erfindet Sarina Bowen mit The Understatement of the Year zwar das Rad nicht neu, aber sie befasst sich doch mit einigen sehr unbequemen Themen und setzt sie zu einem emotionalen und unterhaltsamen Buch um, das sehr schön in die The Ivy Years Reihe passt.

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