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04.

Jul 2015

~nia

Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug

Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug ist eine Geschichte in der Geschichte. Das Buch beginnt mit einer Reise in die Kriegsvergangenheit von Kurt Vonnegut selber, der den zweiten Weltkrieg und das Bombardement Dresdens im Februar 1945 als junger Mann selbst miterlebt hat. Überlebt hat Kurt Vonnegut nur, weil der Städtische Schlachthof Fünf von Dresden tatsächlich einen ordentlichen Luftschutzbunker hatte und nicht in Schutt und Asche zerfallen ist. Die Geschichte wechselt dann zu Billy Pilgrim (pilgrim bedeutet Pilger oder Wallfahrer), der im eisigen Winter 1944 an der Ardennenoffensive teilnimmt und hier in deutsche Kriegsgefangenschaft und nach Dresden gerät. Wir erleben aber nicht nur die Geschichte von Billy während des Krieges, nein, Billy hat nämlich ein Talent, dass sich manifestiert als er von den Außerirdischen des Planeten Tralfamadore gekidnappt wird - Billy kann durch die Zeit reisen.

Und so springt der Leser vorwärts und rückwärts in Billys Lebensgeschichte: Kindheit, Alter, Kriegsjahre, Ehejahre, Unfälle, Schicksale und die Zeit auf Tralfamodore. Alles wird in kleinen, aber schwer verdaulichen Häppchen serviert. Den Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug hat zwei zentrale Themen: Krieg und Tod.

Billy Pilgrims Reise ist ein Klassiker der modernen Literatur und ich wollte es schon lange einmal lesen. Seine Sprunghaftigkeit und seine zentralen Themen machen Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug zu einem leicht und schwer genießbaren Buch zugleich. Leicht, weil man nur so durch die kleinen Abschnitte fliegt. Auch leicht, weil jeder Tod (egal ob von Mann, Maus oder Bakterie) mit dem überleitenden "so it goes" (so geht das) abgeschlossen wird, leicht, weil die Geschichte - trotz aller Ernsthaftigkeit - in Teilen auch lustig ist.
Schwere Kost ist das Buch, weil das Sterben und der Tod nie leichte Themen sind. Auch nicht, wenn ihnen mithilfe von Phrasen (so it goes) oder Banalisierungen der Schrecken genommen werden soll. Im Endeffekt macht es das nur noch Schlimmer. Schwer, weil man sich beispielsweise auf die Philosophie der Tralfamodorianer - die die Menschheit wunderbar sezieren und ihre Schwächen perfekt benennen - einlassen muss. Schwer, weil Billy sich eigentlich seit dem Ardennenfeldzug (er ist 22 zu dem Zeitpunkt) nach dem Sterben sehnt und generell eine sehr lethargische Art hat.

Es hat mich eine gute Woche gekostet, bis ich überhaupt meine Gedanken zusammengesammelt hatte und wusste, was ich zu Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug schreiben soll. Es war auch nicht so einfach zu entscheiden, ob es ein gutes, sehr gutes oder nur mäßiges Buch für mich war. Beispielsweise hatte ich Schwierigkeiten, mich mit Billy zu identifizieren, aber nie mit den Einblicken, die Kurt Vonnegut in sein Leben gibt - man begegnet dem Autor noch mehrmals im Verlauf der Geschichte. Ich mochte den Humor und die Lebensweisheiten, die im Buch verstreut waren, fand aber manches Mal die Ereignisse zu weitschweifig erzählt.

Insgesamt konnten mich die sprunghafte Erzählweise und der moderne Ansatz (ich bin ein großer Fan von Metaebenen in Büchern) doch sehr faszinieren. Außerdem hat es gut getan, sich mal wieder ein wenig mit philosophischen Gedanken zum Leben und Sterben zu beschäftigen. Deshalb empfehle ich das Buch auch von Herzen, obwohl es keine volle Sternzahl bekommt.

Abschließend das Zitat eines Gelassenheitsgebetes, welches vermutlich aus der Feder des US-Theologen Reinhold Niebuhr stammt und 1941/42 entstanden ist. Und obwohl Kurt Vonnegut Atheist war, passt es ziemlich gut zu der Stimmung des ganzen Buches, und findet deshalb auch auf einem Amulett in Slaughterhouse-Five / Schlachthof Fünf oder Der Kinderkreuzzug Verwendung:

"God, grant me the serenity to accept the things I cannot change, courage to change the things I can,
and wisdom always to tell the difference."

Übersetzung:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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