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07.

Oct 2014

~ND

Jilted

Vor zehn Jahren hat Ellie den größten Fehler ihres Lebens begangen: Sie hat ihren Verlobten Flynn vor dem Altar stehengelassen. Für Außenstehende sieht es eigentlich so aus, als hätte die heute 29-jährige es jetzt besser getroffen. Denn anstatt mit einem Schaf-Farmer in einer australischen Kleinstadt verheiratet zu sein, lebt sie heute in Sydney und ist dort der Star einer der beliebtesten Daily Soaps überhaupt. Doch kein Tag ist vergangen, an dem Ellie ihre überstürzte Flucht nicht bereut hat.
Doch nun muss sie zurück in ihren kleinen Heimatort. Ihre Patentante Matilda, die sie praktisch großgezogen hat, hat sich den Fuß gebrochen und braucht Ellies Hilfe, bis sie wieder auf die Beine gekommen ist. Das bedeutet für Ellie, sich dem zu stellen, was sie vor 10 Jahren angerichtet hat. Wie nicht anders zu erwarten, steht die Stadt ihr alles andere als wohlwollend gegenüber nach allem, was sie Flynn, der in der Gegend von allen geliebt wird, angetan hat. Egal wo sie hingeht spürt sie die bösen Blicke.
Doch die schwierigste Prüfung wird sein, Flynn selbst wieder gegenüber zu stehen. Denn entgegen der landläufigen Meinung, waren es nicht ihre kalten Füße, die Ellie damals in die Flucht getrieben hat. Nun ist es endlich an der Zeit, dass Flynn die Wahrheit erfährt...

Ich hatte schon immer eine Schwäche für Geschichten mit Kleinstadtcharme. Verbinde das mit dem australischen Outback und schon ist mein Interesse geweckt. So erging es mir auch mit Jilted von Rachael Johns. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, die Leute in dieser kleinen Stadt leben, kennenzulernen. Australien und die ländliche Atmosphäre haben einen schönen Hintergrund für die Geschichte geliefert und außerdem einen guten Kontrast zu Ellies eher glamourösen Leben in Sydney geboten. Schön war auch, dass Rachael Johns australische Wurzeln auch im Schreibstil zu erkennen waren. Immer wieder lässt sie typisch australische Ausdrücke einfließen, die der Geschichte einen gewissen Charme verleihen. Natürlich braucht jede Kleinstadt auch ihre ganz typischen Charaktere. Im Fall von Jilted ist das vor allem Ellies Patentante Matilda. Sie hält Ellie ordentlich auf Trab und sorgt dafür, dass sie nicht in Selbstmitleid versinkt.
Denn das ist natürlich eine echte Gefahr. Ellie ist von Haus aus keine besonders glückliche Person und ihr Heimatbesuch macht das nur noch deutlicher. Trotzdem mochte ich sie sehr gern. Es war einfach, sich in ihre Situation zu versetzen und auch wenn sie eine Menge Fehler begangen hat, konnte ich ihre Motivationen doch immer nachempfinden. Aber dennoch ist sie ein eher flacher, zweidimensionaler Charakter - ebenso wie Flynn, der einfach nur gut ist und (fast) keine Fehler zu haben scheint. Es wirkte fast so, als hätte sich die Autorin die etwas einfallsreicheren Charakterzüge für ihre Nebencharaktere aufgehoben. Flynn und Ellie wären mit ein paar Marotten und Spleens viel spannender gewesen und hätten sich vermutlich auch etwas echter angefühlt.
Doch im Endeffekt stehen die beiden etwas langweiligen Hauptcharaktere symbolisch für die ganze Geschichte. Denn die ist ebenfalls nicht sehr actiongeladen. Die Dinge entwickeln sich sehr, sehr langsam. Manchmal hat sich die Handlung fast schon schmerzhaft zäh dahingezogen und die Geschichte mit inneren Dialogen oder langen Ortsbeschreibungen nur noch mehr gebremst. Ein wenig mehr Pfeffer und Tempo hätte Jilted und dem Lesefluss definitiv gut getan.
Doch was mich am meisten gestört hat, war eine Entwicklung gegen Ende des Buches. Wir erfahren endlich, wieso Ellie Flynn damals vor dem Altar stehen ließ - und es war wahrlich keine Lappalie und hat in meinen Augen viel von Ellies Handeln gerechtfertigt. Doch der entscheidende Part, der der wirklich von Bedeutung war, wurde hier vollkommen unter den Tisch fallen lassen. Stattdessen konzentiert sich die Geschichte auf ein Detail, das meiner Meinung nach eher weithergeholt ist. Vor allem Flynn kam dabei für mich nicht besonders gut weg, da ich von ihm eine völlig andere Reaktion erwartet bzw. erhofft hatte. Ich war etwas enttäuscht von ihm und das hat sich auch bis zum Ende des Buchs nicht gelegt. Wenn ihr es genauer wissen wollt, klickt auf den Spoiler. ;)

Ich bin aber sicher, dass das wird nicht jedem Leser so gehen wird. Es ist wohl einfach etwas, das einen Nerv bei mir trifft und das man etwas eleganter hätte händeln können. Doch grundsätzlich ist Jilted von Rachael Johns eine schöne Geschichte, die zwar eher etwas zu ruhige Töne anschlägt, dabei aber dennoch sehr schön geschrieben ist und mit Australien einen interssanten Hintergrund bietet.

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