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28.

Jun 2014

~ND

Chasing the Rebel

Lord Marcus Rothbury ist auf der Flucht. Nachdem sich das französische Volk gegen den schwachen König Louis XVI und seine Königin Marie Antoinette aufgelehnt und sie in den Kerker geworfen hat, hat sich ein Bediensteter mit den Kronjuwelen auf und davon gemacht. Rothbury muss ihn finden. Es ist seine Pflicht, dem Adel zu helfen und die Kronjuwelen nach England zu bringen, in der Hoffnung mit ihnen die Befreiung des Königspaars zu finanzieren.
Doch Rothbury ist nicht der Einzige, der auf der Suche nach den Juwelen ist. Auch der amerikanische Schriftsteller und Rebellensympathisant James Lockhart ist auf der Jagd nach ihnen. Im Gegensatz zu Rothbury plant er aber damit das hungernde Volk von Paris zu ernähren. Er verachtet die Monarchie und den Adel.
Das ungleiche Paar geht widerwillig eine Allianz ein: Sie suchen gemeinsam nach den Juwelen und kümmern sich erst um die Aufteilung, wenn es soweit ist. Doch Rothbury ist sich nicht sicher, ob er Lockhart trauen kann - und sich selbst. Denn der vorlaute Amerikaner weckt Gefühle in Rothbury, die er immer zu unterdrücken versucht hatte.

Und damit gehen die Probleme in Chasing the Rebel von Tyler Flynn erst los. Rothburys Flucht quer durch Frankreich ist alles andere als leicht. Seine Verfolger sind ihm stets dicht auf den Fersen und es gibt mehr als eine brenzlig Situation, aus der er sich - und später auch Lockhart - retten muss. Die Geschichte um die französische Revolution wird sehr stimmig in die Handlung eingebaut. Sie ist zwar essentiell, wird aber nie zu langweilig oder zäh. Das liegt unter anderem einfach daran, dass Rothbury den König und die Königin persönlich kennt. Seine Sicht auf die Dinge ist daher nicht wie in einem Geschichtsbuch. Dass dabei nicht allzu sehr ins Detail gegangen wird hilft natürlich ebenfalls.
Denn in erster Linie handelt die Geschichte um Rothbury und Lockhart. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Im Jahr 1791 war Homosexualität eher etwas Schändliches und wurde wenn überhaupt im Geheimen praktiziert. So denkt auch Rothbury. Seine Neigung ist ihm sehr unangenehm und er weiß, dass er über kurz oder lang seine Pflicht wahrnehmen und eine Frau nehmen muss, um sein Familienerbe weitergeben zu können. Er hasst diesen Gedanken aber. Und dann trifft er Lockhart. Er ist fröhlich und frei und schämt sich für nichts. Natürlich hält auch er sich zurück (schließlich will er nicht hingerichtet werden), geht aber wesentlich liberaler mit dem Thema um. Auch politisch sitzen die beiden an unterschiedlichen Tischenden. Trotzdem ist die Beziehung zwischen den beiden wunderbar gelungen. Der grummelige Rothbury und der immer gut aufgelegte, wortgewandte Lockhart geben ein erfrischend unterschiedliches Paar ab. Ihre ständigen Zankereien haben genauso viel Spaß gemacht, wie die zarten Annäherungsversuche, die auf mehr als nur eine körperliche Anziehung hinwiesen.

Leider habe ich aber auch zwei Kritikpunkte. Zum einen verrennt sich Tyler Flynn nämlich oft in sehr detaillierten und langwierigen Beschreibungen. Schauplätze, bestimmte Situationen und innere Monologe werden oft seitenlang ausgedehnt. Es gibt leider mehrere Szenen, in denen ich mich etwas gelangweilt habe.
Und zum anderen - was weitaus schlimmer ist - gibt es ein paar Logikfehler bzw. fehlende Aufklärungen. Gerade am Ende passieren einige Dinge, die mir zwar sehr gut gefallen haben, ohne eine entsprechende Aufklärung aber leider sehr unlogisch wirken.
Das ist ärgerlich, denn abgesehen davon, ist Chasing the Rebel von Tyler Flynn ein wirklich schönes Beispiel dafür, dass historische Romantik auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren wirklich gut funktionieren kann. Deshalb werde ich mir Tyler Flynn trotz allem auf jeden Fall merken.

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