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20.

Apr 2014

~nia

Hainted

Dan Miller (25) ist ein Guter. Seit dem Tod seiner Eltern vor sechs Jahren kümmert er sich um seine beiden kleinen Geschwister und versucht, die gemeinsame Farm am Leben zu erhalten. Für seine Familie hat er nicht nur das College geschmissen, sondern auch seine dort entdeckte Homosexualität in sich begraben. Was soll man mitten auf dem Land als Erziehungsberechtigter zweier Teenager auch anderes tun. Seit dem Tod seiner Mutter jagt Dan eines allerdings nicht mehr: Geister. Als ihr Lehrling hat Dan den Umgang mit Geistern von Kindesbeinen an gelernt. Er ist ein Walker mit einer ganzen Ahnenreihe an Walkern. Normalerweise würde Dan traurigen, zornigen oder besessenen Geistern helfen, ihren Weg ins Reich der Toten zu finden. Doch Dan hat durch das Schüler-Lehrer-Band zwischen Walkern miterlebt, wie seine Mutter gestorben ist und dieses Erlebnis belastet ihn auf mehr als eine Art. Dans Leben wird aber noch komplizierter. Eines Tages steht Leif Helsvin vor seiner Tür. Ein Walker wie er, der Dans Hilfe braucht. Leif ist alles, was Dan nicht ist: eine exzentrische Figur mit blonden Haaren, Tattoos, Piercings, schwarzen Lederklamotten, mit schwarzem Nagellack und Eyeliner samt einem Porsche. Und Leifs Ankunft bedeutet Ärger, jede Menge Ärger...

Hainted ist das erste Buch, dass ich von Jordan L. Hawk, einer meiner neuen Lieblingsautorinnen, gelesen habe, das im hier und jetzt und nicht im 19 Jahrhundert spielt. Vorab stellte sich mir also die Frage, ob ich auch mit einem direkteren und unserem Zeitalter angepassten Schreibstil zurechtkommen würde. Da hätte ich mir keine Sorgen zu machen brauchen. Die Frau versteht ihr Handwerk und kann fantastische Charaktere auch in der heutigen Zeit zum Zuge kommen lassen. Ja, auch Dan und Leif sind ein Duo, dessen Liebesgeschichte einen zum Schwärmen bringen kann. Besonders Leif hat es mir - trotz aller Dunkelheit - angetan. Er ist es übrigens auch, der auf dem fantastischen Cover zu sehen ist.
Dass man Hainted aus der Sicht beider Protagonisten erleben darf, passt perfekt. Dadurch konnte man als Leser wunderbar sehen, wie beide den jeweils anderen erleben und wie unglaublich schlecht sie jeweils von sich selbst denken. Da tat sich eine ganz schöne Diskrepanz auf, was die Entwicklung von Dan und Leifs Bezeihung besonders interessant gemacht hat. Jordan L. Hawk hat wirklich ein tolles Händchen für das Entwickeln von Gefühlen, aber auch eine feine Hand für die Abgründe, in die der menschliche Geist geraten kann.

Damit bin ich bei dem nächsten Aspekt von Hainted, der mich ziemlich begeistern konnte. Der mysteriösen paranormalen Geschichte. Das Element der Geister und Toten, die sich - aus welchem Grund auch immer - nicht ins Jenseits begeben wollen, fand ich schon immer toll. Schuld dran ist vermutlich Garth Nix mit seiner Reihe um The Old Kingdom / Das Alte Königreich. Egal, ob Geister mithilfe von Glöckchen oder doch besser mit Salz, Zauberstab oder Schwert gebändigt werden müssen; ich mag solche Szenarien. Und das Konzept der Walker war wirklich interessant. Kein Walker gleicht nämlich dem anderen. Alle halten sich von starren Religionen fern, leben und arbeiten dafür mit dem Segen von Göttern, die die Schwelle zum Totenreich bewachen. Für Dan ist es Hekate, die griechische Wächterin der Wegkreuzungen und Übergänge, für Leif ist es die nordische Hel, die ein ganzes Konglomerat an Dingen und Wesen hat, die ihre Pforte zum Totenreich bewachen. Es gibt also eine Menge Dinge, die alle Walker tun, wenn sie Geister vertreiben, aber wie sie es tun, ist unterschiedlich. Dass hier viele Wege ans Ziel führen, war ein sehr charmanter Zug von Hainted. Ich habe es tatsächlich bedauert, dass man hier nicht noch viel mehr Wege beschrieben bekommen hat.

Gestört hat mich an Hainted nicht viel. Eigentlich fand ich nur die Bösewichte etwas übertrieben. Ihnen hätte etwas mehr Tiefe und etwas weniger blankes Machtstreben sicher noch gut getan. Zudem fand ich es das Ungleichgewicht des Endkampfes etwas erschreckend, wenn man bedenkt, in welchem Zustand sich die Helden da befinden. Ich habe es nicht so mit menschlichen Buchcharakteren, die Übermenschliches leisten, ohne auch mal Luft zu holen, egal wie viel Beistand an Göttern, Magie oder was auch immer sie haben. Doch in Hainted gab es einen Ausgleich: man durfte gleich mehrere Ausflüge in die nordische Totenwelt unternehmen. Die Momente, in denen sich Leif an der den Gjöll überspannenden goldenen Brücke Gjallarbrú befand und überlegen musste, wie er die herbe Modgudr am besten bezirzt oder dem Hund Garm ausweicht, waren großartig. Ich weiß nicht, was es ist, aber die nordische Mythologie versetzt mich immer in eine Mischung aus Vergnügen und Ehrfurcht und lässt mich eine Gänsehaut bekommen.

Fazit: Hainted war für mich ein wunderbar unterhaltsames Buch mit viel Emotionen, tollem Sex, gemeinen Geistern, einer fantastischen Idee und zwei sehr faszinierenden Helden. Das Lesen hat wirklich Spaß gemacht.

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