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20.

Oct 2013

~ND

On the Island

Als Anna das Jobangebot bekommt, über den Sommer den 16-jährigen T.J. zu unterrichten, der sich gerade erst von einer schweren Krebserkrankung erholt und viel Stoff nachzuholen hat, nimmt sie es gerne an. Da seine Familie nach den anstrengenden letzten Monaten allerdings eine besondere gemeinsame Zeit verbringen möchte, wollen sie den Sommer auf den Malediven verbringen - und Anna soll mitkommen. Eigentlich kommt ihr das gerade recht, denn sie braucht eine Auszeit. Seit 8 Jahren ist sie mit ihrem Freund John zusammen, doch die beiden stecken fest. Anna will heiraten und Kinder kriegen, doch John kommt nicht so richtig in Schwung und scheint nicht zu wissen, was er will. Den Abstand, den sie über den Sommer bekommt, will sie zum Nachdenken zu nutzen.
Dann kommt alles aber ganz anders. Anna und T.J. fliegen einige Tage nach dem Rest seiner Familie auf die Malediven, doch kurz bevor sie an ihrem Ziel ankommen, stürzt die kleine Maschine irgendwo über der Inselkette ab. Mit Müh und Not können sich Anna und T.J. auf eine der vielen kleinen Inseln retten. Sie haben keine Ahnung, wo sie sind oder was sie jetzt tun sollen. Auch nach Tagen sehen sie kein Zeichen von Zivilisation und sie müssen sich wohl damit abfinden, vorerst auf dieser Insel fest zu sitzen. Doch Trinkwasser und Essen sind nicht leicht zu finden. Als Tage, Wochen und schließlich Monate vergehen, lernen die beiden sich mit ihrem neuen Leben zu arrangieren. Doch es ist alles andere als einfach, denn Gefahren lauern überall - sowohl an Land, als auch im Wasser. Doch als Anna zusieht, wie aus dem Jungen T.J. langsam aber sicher ein Mann wird, muss sie sich eingestehen, dass vielleicht noch ganz andere Probleme auf sie zukommen.

Spätestens jetzt wird wohl offensichtlich, dass die eigentliche Thematik von On the Island von Tracey Garvis Graves nicht so ganz einfach ist. Am Anfang wirkte das Buch eher noch wie eine dramatische Abenteuergeschichte. Die Umstände, mit denen Anna und T.J. sich arrangieren müssen sind hart und es gibt jede Menge brenzlige Situationen, in denen sie haarscharf mit dem Leben vorbeikommen. Doch es dauert nicht lange und schon ziehen die Monate ins Land und die Beziehung zwischen den Hauptcharakteren verändert sich. Dann wird On the Island eigentlich zu einer reinen Liebesgeschichte.
Natürlich ist das auch der Knackpunkt, an dem sich bei diesem Buch die Geister scheiden. Eine erwachsene Frau hat eine Beziehung zu einem 13 Jahre jüngeren Mann, noch dazu eine Lehrerin. Dass Tracey Garvis Graves damit aneckt ist nicht anders zu erwarten und natürlich vollkommen beabsichtigt. Zwar sind ihre Umstände absolut einzigartig und T.J. bereits volljährig, als er und Anna das erste mal ihren Gefühlen füreinander nachgehen, so mancher wird sich aber sicherlich daran stören. Ich persönlich hatte ebenfalls so meine Bedenken. Anna ist eine relativ ruhige und reife Frau vor, die nichts lieber möchte, als eine Familie zu gründen. Eigentlich ist ein junger Mann, der bisher noch nichts von seinem Leben hatte und sich noch austoben muss, der letzte, den sie gebrauchen kann. T.J. ist allerdings in vieler Hinsicht anders. Er ist durch seine Krankheit früh erwachsen geworden und ist nicht unbedingt der typische Teenager. Deshalb empfand ich die Entwicklung ihrer Beziehung eigentlich als gar nicht mal so abwegig und eigentlich sogar recht schön gelungen. Da die Geschichte sowohl aus T.J.s, als auch Annas Sicht geschrieben ist, merkt man schnell, dass ihre Gefühle ehrlich sind. Ob das jetzt trotzdem unmoralisch ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat allerdings gut gefallen, wie Tracey Garvis Graves mit diesem Thema umgeht und es aufarbeitet, denn natürlich machen sich auch T.J. und vor allem Anna so ihre Gedanken darüber.

Was mich allerdings sehr stört, ist das Tempo dieses Buchs. Es zieht sich wie gesagt über mehrere Jahre und gerade in der Anfangszeit, bevor es eine Liebesgeschichte wird, passiert unheimlich viel. Dafür aufgewendet werden aber nicht mal 100 Seiten. Dadurch wurde vielen der Probleme und Gefahren, denen sie sich am Anfang stellen mussten, stark an Gewicht genommen. Teilweise werden diese so schnell abgefertigt, dass es fast schon leichtfertig und einfach klingt, wenn Anna und T.J. doch eigentlich ums Überleben kämpfen. Doch auch später im Buch ändert sich das nicht. Fast schon episodenhaft werden verschiedene Gegebenheiten abgeklappert. Manchmal gingen mir auf dem Weg ein bisschen die Emotionen verloren, weil die Handlung so schnell runtergerattert wurde.

Trotzdem hat mir On the Island von Tracey Garvis Graves im Großen und Ganzen schon recht gut gefallen. Die Liebesgeschichte hat mal einen etwas anderen Ansatz und die Umstände sind ebenfalls besonders. Gerade die Zeit, die Anna und T.J. auf der Insel verbracht haben, ist spannend und unterhaltsam. Das konnte auch das zu rasche Tempo nicht kaputt machen.
Eigentlich ist On the Island in sich abgeschlossen. Trotzdem gibt es mit Uncharted (Amazon-Partnerlink*) noch einen Begleitroman, der aber wohl mehr am Rande mit Anna und T.J. zu tun hat.

Momentan ist mir noch nichts darüber bekannt, ob On the Island auch auf Deutsch erscheinen wird. Allerdings ist das Buch in den letzten Monaten in viele weitere Sprachen übersetzt worden und hat einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so dass es eventuell auch bei uns noch zu einer Veröffentlichung kommen könnte.

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