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28.

Jun 2013

~ND

Pinky Swear

Seit sie Kinder waren, sind die Nachbarn Edward und Bella die besten Freunde. Doch während Edward schon immer großes Glück beim anderen Geschlecht hatte, bei allen beliebt und der Baseballstar der Schule ist, ist Bella eher unscheinbar. Mit 18 ist sie noch ungeküsst und ist es gewohnt, eher von den Seitenlinien zuzuschauen. Von allen wird sie immer nur als ‚einer von den Jungs‘ gesehen. Das tut weh. Besonders, wenn das von Edward kommt, dem einzigen Jungen, in den sie je verliebt war.
Doch der Sommer nach ihrem Abschluss von der High School ändert alles...

10 Jahre später ist Bella eine erfolgreiche Restaurantkritikerin in Seattle und hat sich ein gutes Leben aufgebaut. Edward arbeitet mittlerweile als Arzt in Chicago und der Kontakt zwischen den beiden ist über die Jahre langsam aber sicher immer weniger geworden und jetzt haben sie bereits über ein Jahr nichts mehr voneinander gehört. Umso überraschter ist Bella, als sie plötzlich eine E-Mail von ihm bekommt, in der er ihr eröffnet, dass er in Forks ist. Es handelt sich allerdings nicht nur um einen einfachen Besuch bei seinen Eltern Carlisle und Esme...Nein, er ist dort, um ihnen seine Verlobte Tanya vorzustellen.
Bella fällt aus allen Wolken. Sie ist nie über Edward hinweg gekommen und hat immer gehofft, dass sie am Ende doch zueinander finden. Nun sieht sie ihre Chance allerdings endgültig vertan. Doch nach einem Gespräch mit ihrem Freund und Kollegen Jake wird Bella klar, dass sie es für immer bereuen würde, wenn sie nicht um Edward kämpft. Doch als sie der hübschen, jungen und auch noch überfreundlichen Tanya zum ersten Mal gegenüber steht, wird ihr klar, dass das keine einfache Aufgabe wird...

Dem ein oder anderen könnte die Geschichte von Pinky Swear von Kharizzmatik ein wenig bekannt vorkommen. Denn die Handlung dieser Fanfiction basiert nicht nur lose auf Twilight, sondern auch auf dem Film Die Hochzeit meines besten Freundes mit Julia Roberts und Cameron Diaz aus den 90ern. Da die Autorin aber ziemlich unzufrieden mit dem Ende des Films war, hat sie beschlossen, die Geschichte umzuschreiben.
Und das Ergebnis kann sich tatsächlich sehen lassen. Pinky Swear ist eine wirklich gelungene Mischung dieser beiden doch sehr verschiedenen Geschichten. Doch während die Parallelen zu dem Film doch recht stark sind, rückt Twilight doch eher in den Hintergrund. Abgesehen von den Namen und Forks als Schauplatz gibt es wenige Gemeinsamkeiten. Am Ende ist Pinky Swear aber doch etwas ganz eigenes und hat gerade deswegen richtig großen Spaß gemacht.
Bella ist wie gesagt geschockt, als sie von Edwards Vorhaben erfährt, eine andere Frau zu heiraten. Sie fährt zwar mit dem Plan nach Forks, die Hochzeit zu verhindern, allerdings geht sie da bei Weitem nicht so manipulativ und hinterhältig vor wie Julia Roberts Figur im Film - und hat mir damit schnell die eine große Sorge genommen, die ich hatte. Denn diese männerstehlende Rolle fand ich immer furchtbar. Bella ist allerdings mehr an Edwards Wohlergehen interessiert. Denn aus dem früher so entspannten Typen, den man meistens in zerschlissenen Jeans und Bandshirts gesehen hat, ist ein (zumindest optisch) biederer Arzt geworden, der nichts als Hemden und Anzug- oder Khaki-Hosen zu tragen scheint. Bella erkennt ihren besten Freund nicht wieder und nach und nach fragt sie sich, ob er wirklich so glücklich ist, wie er vorgibt. Deswegen hat man nach einiger Zeit als Leser gar kein schlechtes Gewissen mehr, wenn man Bella bei ihren Versuchen Unruhe zu stiften anfeuert. Dafür ist sie viel zu sympathisch und herzlich und Tanya nach einiger Zeit einfach zu suspekt. Ich jeden Falls war schnell von Bellas Vorhaben, die Hochzeit auffliegen zu lassen, überzeugt. Außerdem ist die Beziehung zwischen den beiden so schön beschrieben, dass man sich gar kein anderes Ende wünschen würde. Denn nicht nur als beste Freunde, sondern auch als (potenzielles) Paar ist es eine Freude über die beiden zu lesen.
Jedes Kapitel spielt zum Teil in der Gegenwart, aber auch in jenem Sommer vor 10 Jahren. Auf diese Weise erfährt der Leser erst nach und nach wie es zu Bellas und Edwards Situation kam. Diese Aufteilung funktioniert ziemlich gut und lässt den Leser lange Bangen, was denn nun eigentlich vor 10 Jahren passiert ist bzw. wie sich das auf die Gegenwart auswirken wird.
Überhaupt liest sich das Buch kein bisschen wie ein Fanfiction. Es gibt Werke auf Amazon zu kaufen, die qualitativ nicht im Entferntesten mithalten können und für die man teures Geld bezahlen muss. Pinky Swear ist schlicht und einfach sehr gut geschrieben mit jeder Menge Humor und natürlich fließenden Dialogen.

Einzig am Ende hätte ich mir zwischen dem letzten Kapitel und dem Epilog noch ein bisschen mehr Auflösung gewünscht. Denn der Schnitt hier ging mir ein klein wenig zu abrupt und plötzlich, wenn man bedenkt, was kurz zuvor alles passiert ist. Nach allem, was man mit Bella und Tanya durchgemacht hat, hätte ich mir doch noch einen kleinen Showdown zwischen den beiden gewünscht.

Trotzdem ist Pinky Swear von Kharizzmatik eine der besten Fanfiction, die ich je gelesen habe. Romantisch und urkomisch bietet es einfach perfekte Unterhaltung. Und die kann man auf FanFiction.net auch noch umsonst lesen.
Übrigens ist Kharizzmatik das Fanfiction-Pseudonym der mittlerweile professionell verlegten Autorin J.M. Darhower.

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