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31.

May 2013

~ND

Pickup Men

Sich zu outen ist in den seltensten Fällen einfach. Keiner weiß das besser, als Marty. Denn auch wenn er mit seiner Familie und seinen Freunden nur positive Erfahrungen gemacht hat, sehen es viele Menschen in der Rodeo Szene nicht ganz so gelassen, dass einer der besten Pickup Men (so werden die Männer genannt, die den Rodeo-Reiter von den buckelnden Wildpferden runterholen) überhaupt schwul ist. Es gibt immer wieder engstirnige Machos, die Marty das Leben schwer machen. Er ist aber dennoch froh sein Leben nicht im Geheimen führen zu müssen.
Trotzdem versteckt er seine Beziehung gerade. Denn Tripp, mehrfacher Rodeo-Champion und der Mann, mit dem Marty seit über einem Jahr eine heimliche Beziehung führt, hat sich immer noch nicht geoutet. Und wenn man bedenkt, wie eiskalt er Marty in der Öffentlichkeit ignoriert, hat er das wohl auch in Zukunft nicht vor. Marty ist natürlich alles andere als glücklich damit, doch er liebt Tripp über alles und hofft immer noch, dass er sich irgendwann zu ihm bekennt.
Als er allerdings sein Leben riskiert, um Tripp in der Arena vor einem Bullen zu retten, und dabei selbst von ihm auf die Hörner genommen wird, reicht es Marty endgültig. Denn anstatt Marty in der zur Seite zu stehen und sich zu vergewissern, dass er sich nicht verletzt hat, steht er am anderen Ende der Arena und schaut nur zu wie Marty von den Sanitätern abtransportiert wird. Erst am Abend schleicht sich Tripp heimlich ins Krankenhaus. Doch da ist es für Marty schon zu spät. Er hat genug davon, ein schmutziges Geheimnis zu sein. Er trennt sich von Tripp
Doch Tripp hat nicht grundlos so panische Angst, sich zu outen. Trotzdem ist er bereit um Marty zu kämpfen, auch wenn das alte Dämonen auf den Plan ruft, die ihn seit Jahren verfolgen...

Ich muss zugeben, dass es die Problematik von Homosexualität in einer Machoszene wie dem Rodeo Zirkus war, die mich an Pickup Men von L.C. Chase am meisten interessiert hat. Das hat auch tatsächlich sehr viel Stoff für die Geschichte hergegeben. Ich konnte durchaus verstehen, wieso Tripp dieser letzte Schritt so schwer gefallen ist. Sein einziges Vorbild ist Marty und im Gegensatz zu ihm, kann Tripp sich nicht auf eine liebevolle Familie und verständnisvolle Freunde stützten. Im schlimmsten Fall könnte der Profisportler sogar seinen wichtigsten Sponsor verlieren. Es steht also wirklich viel auf dem Spiel für ihn.
Doch auch Marty konnte ich nur zu gut verstehen – spätestens ab seinem Unfall. Der war nämlich wirklich alles andere als harmlos und die Art und Weise, wie Tripp ihn behandelt hat, war unverzeihlich. Das sich etwas ändern muss, ist klar und Marty hat jedes Recht, das zu verlangen.
Alles in allem ist die Ausgangssituation in Pickup Men also eigentlich recht interessant und hat durchaus Lust auf mehr gemacht. Allerdings konnte das Buch dennoch nur bedingt meine Aufmerksamkeit halten. Denn gerade in der ersten Hälfte gibt es zu wenige Szenen zwischen Tripp und Marty, die mich wirklich an ihrer Geschichte teilhaben ließen. All ihre Probleme werden eher in ihren Köpfen behandelt, als wirklich miteinander. Eine echte emotionale Verbindung zwischen den beiden hat mir gefehlt. Ich hatte auch das Gefühl, dass man mehr von Martys Freunden Kent und Bridge sieht, als von Tripp.
Das Level an Drama ist ebenfalls stellenweise ein wenig übertrieben. Die Hauptcharaktere bringen viel Zeit auf die ein oder andere Art im Krankenhaus zu und es war ein ständiges Hin und Her, wer jetzt gerade wem hinterher jagt. Wirklich Emotionen kommen aber dennoch nicht auf. Das liegt vielleicht auch ein wenig an L.C. Chases etwas zu beschreibenden und flachen Schreibstil.

Insgesamt ist Pickup Men von L.C. Chase daher eine nette Geschichte, der aber trotzdem das gewisse Etwas fehlt und die nicht ganz durchdacht wirkt. Die Hauptcharaktere verbringen zu viel Zeit getrennt voneinander und wirkliche Emotionen werden auch nicht vermittelt. Es ist sicher nicht das Schlechteste M/M Romance Buch, das ich je gelesen habe, allerdings definitiv auch nicht das Beste.

Pickup Men erscheint am 8. Juli 2013 in den USA.

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