Buchjunkies


Rezensionen Empfehlungen Autoren Reihen Tags Rezensionsarchiv

04.

Jun 2013

~nia

Article 5 / Artikel 5

In einem dystopischen zukünftigen Amerika gelten harte Moralstatuten. Sie unterdrücken Religions- und Meinungsfreiheit und auch an Persönlichkeitsrechte ist nicht zu denken. Ein puritanische Geschlechterbild wird gefördert und ehelose Kinder gelten als Verbrechen. Die 17-jährige Amber ist ein solch eheloses Kind. Sie und ihre Mutter Lori versuchen nicht aufzufallen, um ja nicht die Aufmerksamkeit des Federal Bureau of Reformation kurz FBR zu erregen. Diese militärisch aufgebaute Instanz sorgt nicht nur dafür, dass die Moralstatuten eingehalten werden, sondern bestraft auch alle, die gegen sie verstoßen. Doch es kommt wie es kommen muss, Ember und ihre Mutter werden geschnappt und getrennt. Ember kommt in eine Besserungs- und Resozialisierungsanstalt für Mädchen und was mit ihrer Mutter geschieht, ist unklar. Doch besonders hart trifft Ember die Tatsache, dass der etwas ältere Nachbarssohn Chase - der inzwischen seinen Militärdienst beim FBR ableistet - bei der Verhaftung dabei ist und keinen Finger rührt, um ihr oder ihrer Mutter zu helfen.
Amber setzt alles dran, der Besserungsanstalt mit ihrer sadistischen Leiterin zu entkommen. Nie hätte sie gedacht, dass ausgerechnet Chase der Schlüssel für ihre Freiheit ist...

Article 5 / Artikel 5 von Kristen Simmons ist gut geschrieben und von der Idee her wirklich interessant. Natürlich ist das dystopische Regime ein schreckliches und besonders die Bigotterie des Ganzen verursacht einem schnell Übelkeit. Insgesamt hätte ich hierzu gerne mehr erfahren, doch der Fokus liegt eindeutig auf der Beziehung zwischen Ember und Chase und auf ihrer Flucht. Und diese Flucht ist wirklich lang - sie umfasst etwa zwei Drittel des ganzen Buches. Dabei passieren zwar eine Menge Dinge und es wird immer wieder spannend, wenn die zwei um ihr Fortkommen oder ihr Leben kämpfen müssen. Doch gerade deswegen hätte ich mir - öfter als tatsächlich vorhanden - Momente zum Inne halten gewünscht. So wird die Entwicklung der Charaktere im Laufe der Flucht nur bedingt nachvollziehbar.
Gelungen fand ich dagegen die kurzen Rückblicke auf Embers und Chases Kinder- und Teenagertage. Anhand alltäglicher oder besonderer Momente wird deutlich, wie innig sie sich einst zugetan waren. Zunächst hat man Schwierigkeiten den inzwischen sehr hart wirkenden Chase mit dem liebevollen Freund aus Embers Jugendtagen in Einklang zu bringen. Doch mit der Zeit wird man neugierig und fragt sich, was diese Veränderung ausgelöst hat und ob noch etwas von dem 'alten Chase' übrig ist.

Trotz geweckter Neugierde lag mir der Fokus zu sehr auf der Beziehung zwischen Ember und Chase und zu wenig auf dem dystopischen Charakter des Buches. Hier hätten mich insbesondere folgende Fragen noch sehr interessiert: Wie ist die Welt so geworden, wie sie jetzt ist? Was war das überhaupt für ein Krieg? Und wer hat dabei gegen wen gekämpft? Wie ist die FBR an die Macht gekommen? Was wurde aus der Demokratie? So lange her kann der Wandel noch nicht sein, weil beispielsweise erwähnt wird, dass die Bill of Rights gerade erst vom Lehrplan gestrichen wurden.
Auch die Stärke des Widerstands hat mich erstaunt. Er wird als solcher zwar erwähnt, aber wie schlagkräftig er wirklich ist, kann man lange Zeit nicht beurteilen.
Hinzu kommt, dass Ember mir oft zu impulsiv war. Ich kann es einfach nicht gut haben, wenn Protagonistinnen sich nur von ihren Gefühlen leiten lassen, obwohl sie eigentlich alles tun sollten, um einen klaren Kopf zu bewahren, weil einfach ihr Leben davon abhängt. Deshalb habe ich immer wieder Schwierigkeiten mit Charakteren, die eine solch gewichtige Tatsache mal eben beiseiteschieben, weil die Hormone mit ihnen durchgehen. Nichts gegen Wut, Trauer oder Wahnsinn zur rechten Zeit. Wenn man beispielsweise DIE Jugenddystopie unserer Zeit betrachtet The Hunger Games / Die Tribute von Panem, dann kann man wohl sagen, dass auch Katniss ihre schwachen und sogar irren Momente hat. Doch wenn es hart auf hart kommt, steht sie 'ihre Frau' und genau deshalb mag ich sie so. Von Ember kann ich das über weite Strecken von Article 5 / Artikel 5 nicht behaupten, wobei ich zugeben muss, dass sie mich zum Ende hin positiv überraschen konnte. Genau das ist auch der Grund, warum ich vermutlich auch die weiteren Article 5 / Artikel 5-Bücher von Kristen Simmons lesen werde.

Man kann Article 5 / Artikel 5 ziemlich gut alleine lesen, obwohl es der erste Teil einer Trilogie ist. Auf Englisch ist der zweite Teil Breaking Point (Amazon-Partnerlink*) schon erschienen. Zum Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe ist mir noch nichts bekannt.

Fazit: Ember und Chase sind zwei spannende, wenn auch nicht unbedingt durchweg sympathische Charaktere. Das Regime in Article 5 / Artikel 5 war schrecklich und das Buch insgesamt unterhaltsam. Ich möchte in jedem Fall wissen, was weiterhin passiert.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Deutsche Ausgabe ~ Original-Ausgabe

2 Kommentare | Facebook | Twitter